Monat: Juni 2011 (Seite 2 von 3)

Ein Monat auf Erdöl-Diät

Wie ich versuchte, einen Monat lang fast gänzlich ohne Erdöl auszukommen

Es kommt selten vor, dass mich ein Film oder eine Dokumentation inspiriert, etwas an meinem Leben zu ändern. Manchmal ist es einfach Bequemlichkeit oder auch der Alltag, die mich an Veränderung hindern. Doch eine Dokumentation, die ich im November letzten Jahres zum ersten Mal gesehen habe, nahm ich besonders als Anstoß, zumindest erstmal temporär etwas an meinem Konsumverhalten zu ändern. John Webster, ein britischer Dokumentarfilmer, lebte mit seiner Familie ein Jahr lang ohne Erdöl und ohne Produkte, die aus Erdöl hergestellt wurden. In seiner Dokumentation „Kein Öl mehr – Übung für den Ernstfall“ dokumentiert er ein Leben gänzlich ohne Öl. Das klingt erst einmal einfach, denn wer denkt bei Öl schon gleich an Plastik? Das meiste Plastik besteht, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, aus Erdöl. Schaut man sich in seinem Zimmer um findet man viele Gegenstände, die aus Plastik bestehen. Ist ein Leben ohne fossile Brennstoffe überhaupt noch möglich?

Wir alle sind extrem Abhängig von Erdöl. Weiterlesen

Naziaufmarsch 2011 in Stolberg – Ein Bericht

Am zweiten Aprilwochenende kamen Neonazis in Stolberg bei Aachen zusammen, um in zwei Märschen ihrer menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Gesinnung Ausdruck zu verleihen. Am Freitag geschah dies mit einem Fackelmarsch, der nicht zuletzt an schreckliche Ereignisse des frühen Nationalsozialismus erinnerte. Am Samstag marschierte dann eine größere Gruppe Neonazis durch die Innenstadt Stolbergs. Dies taten sie schon im Jahre 2008 und 2009 und sorgten damit für Empörung bei vielen antifaschistisch eingestellten Menschen in ganz Nordrheinwestfalen, Belgien und den Niederlanden, die sich auch in diesem Jahr zu Wehr setzten.

Stolberg ist nicht zufällig zum Austragungsort rechtsextremer Events ausgewählt worden. Zwar beziehen sich Neonazis nicht auf den zweiten Weltkrieg, wie dies beim Aufmarsch im Februar in Dresden anlässlich der Bombardierung durch die Alliierten geschah, doch trotzdem wird auch hier jüngere Geschichte massiv verdreht, um ins braune Denkmuster zu passen. Weiterlesen

Am 17. Mai war der diesjährige IDAHO – International Day Against Homophobia

Zwei junge Studenten spazieren händchenhaltend durch Köln-Lindenthal. Sie freuen sich auf einen sonnigen, unbeschwerten Nachmittag. Zwei andere junge Männer kommen ihnen entgegen. Als sie nur noch ein paar Meter von einander entfernt sind, hustet einer von ihnen in seine Faust. Nicht laut, aber deutlich ist für das händchenhaltende Paar das Wort „Homo!“ zu vernehmen. Der unbeschwerte Nachmittag ist dahin.
Ähnliche Situationen sind für viele Menschen Alltag. Sie sind Beleidigungen, die kaum geahndet werden können, sowie gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt. Formen wie diese kennen wir aus rassistischen und antisemitischen Kontexten: Da ist jemand anders als die anderen. Man will meinen, dass in einem demokratischen, bürgerrechtlichen Staat Diskriminierung von gesellschaftlichen Minderheiten kaum Thema ist. Schließlich hat sich die Republik den Schutz von Anderssein als Recht eines jeden im Grundgesetz festgeschrieben: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Doch die Realität sieht oft ganz anders aus und das gerade für Menschen, die sich selbst als Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (LSBTI) verstehen und zu unrecht bisher nicht in den zitierten Artikel 3.3 des Grundgesetzes aufgenommen worden sind. Weiterlesen

Hafenausbau soll Kölner Naturschutzgebiet zerstören

Jede Stadt hat ihre riesigen, meist überdimensionierten, Prestigeobjekte. Diese Bauvorhaben werden dann als „historisch“ und „wirtschaftlich nötig“ für die Stadt beschrieben: „Eine gute Investition in die Zukunft!“ Köln hatte in den vergangenen Jahren einige dieser Prestigeprojekte:

  • Das alte Kölner Schauspielhaus, das abgerissen werden sollte, nun aber nach heftigen Protesten saniert wird,
  • der Bau der Kölner Müllverbrennungsanlage, ein Schmiergeldskandal, der nicht nur Unsummen an Steuergeldern verschwendete, sondern auch so überdimensioniert ist, dass der Kölner Müll nun besonders teuer verbrannt wird, und
  • der U-Bahn-Bau, der immer mehr Zeit, Geld und schrecklicherweise das Stadtarchiv verschlungen hat.

Man sollte meinen, Köln hätte aus der Kontinuität von Bauvorhaben nach dem Motto „höher, größer, weiter, teurer“, welche den Bürger_innen von oben aufgedrückt und bei denen meist Alternativen außen vor gelassen wurden, gelernt. Doch nun rückt erneut ein Prestigeprojekt in den kommunalen Fokus: Der Ausbau des Godorfer Hafens. Weiterlesen

Gruß aus der Küche

Schon wieder ein Text über Ernährung und Fleischkonsum. Das ist ja so 2010. Vegetarismus als Teil eines hipsteresken Lebensstils. Mehr gesundes Essen in den Schulen. Jamie Oliver, der Küken vor laufender Kamera umbringt, um auf die haarsträubenden Vorgänge in Schlachtereien aufmerksam zu machen. Jonathan Safran Foer und sein Buch „Eating Animals“. Wieso muss man sich eigentlich immer von allen Seiten in sein Mittagessen reinquatschen lassen? Schon seit längerem nimmt das Thema Ernährung einen großen Stellenwert im gesellschaftlichen Raum ein und ist Anlass für hitzige Diskussionen. Auch die Einführung eines veganen Gerichts in der Hauptmensa der Universität hat sicherlich schon für Gesprächsstoff gesorgt – hurra, denken manche und freuen sich auf Sojaspieß und Tofubratlinge. Während andere die Augen verdrehen, genüsslich an ihrem Hähnchenbrustfilet „Kaschmir“ knabbern und die Ökoidioten belächeln. Weiterlesen

Vom Hinsetzen und Sitzenbleiben – Hintergrund: Ziviler Ungehorsam

Der Begriff des zivilen Ungehorsams kommt immer dann auf, wenn z.B. wieder mal ein Castortransport durchs Land rollt, oder rechtsextrem gesinnte Menschen versuchen ihre faschistischen Parolen öffentlich zu verbreiten. Aber was genau ist denn das „ziviler Ungehorsam“? Legal ,nicht legal? Nötig, unnötig? Welche Aktionen fallen darunter?

Diese Fragen versuche ich zu beantworten, jedoch sei eins von vornherein gesagt, dieser Begriff ist schwer zu fassen und genau das macht ihn aus.

Ziviler Ungehorsam wird fälschlicher Weise oft mit Revolution oder Umsturz assoziiert, das Gegenteil ist der Fall. Es geht um eine Form von politischer Partizipation, bei der die Bürger_innen bewusst gegen das bestehende Recht verstoßen, um zu symbolisieren, dass ihr „ Gewissen Widerspruch aus Gehorsam gegenüber höherrangigen, der Verfassung jedoch zu Grunde liegenden Menschenrechten verlangt“ (Elke Steven: Ziviler Ungehorsam, in: Ulrich Brand et al: ABC der Alternativen, Hamburg (VSA) 2007, S. 262f.). Dabei bewegt er sich im Spannungsfeld zwischen eben diesem bestehenden Recht, dem er als Staatsbürger unterworfen ist und den von seinem Gewissen vorgegebenen Gerechtigkeitsnormen. Die Beteiligten müssen dabei immer das Gesamtwohl im Auge haben und das Ziel verfolgen durch die Regelüberschreitung auf herrschendes Unrecht aufmerksam zu machen. Dabei muss die unbedingte Bereitschaft bestehen sich den strafrechtlichen Konsequenzen zu stellen. Weiterlesen

Sarrazinierung Deutschlands – Die rassistische Mitte in der BRD

„Der kommende Aufstand“ der Autor_innengruppe „Das unsichtbare Komitee“, ist das meist diskutierte Buch in Frankreich seit Jahren. Es beinhaltet neben einer kritischen Auseinandersetzung mit der französischen Gesellschaft und einigen theoretischen Abhandlungen, vor allem konkrete Handlungsmöglichkeiten für das Leben in einer sich befreienden Gesellschaft und auf dem Weg dorthin. Bezug genommen wird dabei vor allem auf die Aufstände in den Banlieues in Frankreich 2005/6. Sie stehen symbolisch als Beispiele für die Brüchigkeit des kapitalistisch-demokratischen Systems und seiner Allmacht im industrialisierten Westen.

Im Gegensatz dazu, steht das aktuelle Bestsellerbuch und seit der Gründung der BRD am meisten verkaufte politische Sachbuch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin. Hatte Sarrazin schon in den letzten Jahren immer wieder mit menschenverachtenden Statements über Sozialhilfebezieher_innen auf sich aufmerksam gemacht („Wenn die Energiekosten so hoch sind wie die Mieten, werden sich die Menschen überlegen, ob sie mit einem dicken Pullover nicht auch bei 15 oder 16 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können“), so ist mit seiner medial aufwendig inszenierten Bucherscheinung eine neue Stufe der Hetze erreicht. Weiterlesen

Frauenquote – Wer nicht hören will, muss fühlen

So regelmäßig wie das Tempolimit taucht auch das Thema Frauenquote in Presse, Funk und Fernsehen auf. Ebenso wie die Diskussionen um das Tempolimit, hat jedoch trotz endloser Debatten auch die angestrebte Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wirtschafts- und Arbeitswelt sowie in Politik und Gesellschaft, in den letzten Jahren keine wesentlichen Fortschritte gemacht. In diesen Bereichen sind wir noch weit von der Geschlechtergerechtigkeit entfernt.

Im Wirtschaftsleben zeigen schon die nackten Zahlen, wie notwendig hier ein Durchbruch ist. Wie inzwischen hinlänglich bekannt, besetzen die Männer 90% der Spitzenpositionen in der Wirtschaft. Dieser Wert stagniert seit Jahren, als wäre er ein Naturgesetz. Wo jedoch liegen hier die Ursachen dieser Diskrepanz, und viel wichtiger, wie kann man hier Veränderungen bewirken?

Die in der Vergangenheit fehlende Bereitschaft der Konzerne, sich mit dem Thema Frauenquote konstruktiv auseinander zu setzen und eigenständig Maßnahmen zu entwickeln, die ein frauenfreundliches Klima in den Betrieben erzeugt, haben zu den heutigen katastrophalen Umständen geführt. So sehen sich die Konzerne nun mit der Situation konfrontiert, dass sogar rechtliche Schritte zur Einführung einer Frauenquote ernsthaft diskutiert werden.
„Wer nicht hören, will muss fühlen“ ist ein in der Erziehung zu recht überholtes Motto; für die Wirtschaft bekommt es hier jedoch einen aktuellen Bezug. Weiterlesen

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