Die Hochschulgruppe Amnesty International veranstaltet im kommenden Sommersemester eine Ringvorlesung zum Thema Menschenrechte

Menschenrechte gelten in unserer Gegenwart, zumindest in den westlichen Kulturkreisen, als besonders schützenswert – sie gehören zur Identität westlicher Staaten. Aber auch vor unserer Haustür ist ihre Umsetzung teilweise umstritten, und einige Menschenrechte werden nicht uneingeschränkt geachtet. Denkt man etwa an die Behandlung von Flüchtlingen oder Menschen ohne Papiere in den Ländern der EU, an die Diskussionen um die Aufweichung des Folterverbots oder an die Gefährdung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung im digitalen Zeitalter, wird die Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit deutlich.

Die europäische Auseinandersetzung mit Menschenrechten steht in drei Spannungsverhältnissen. Kann ihre Konzeption erstens universelle Gültigkeit beanspruchen – oder handelt es sich um ein eurozentrisches Konzept, das einem westlich-christlich geprägten Leitbild entstammt und nicht auf der ganzen Welt umgesetzt werden kann? Welche Werte dominieren zweitens die Menschenrechte – liberale, soziale oder Entwicklungswerte? Und was geschieht drittens, wenn menschenrechtliche Werte in Widerspruch zueinander geraten, wie Freiheit und Sicherheit? Geben wir, um ein aktuelles Beispiel zu nennen, unsere Freiheit zu Gunsten der Sicherheit auf, indem wir Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchungen und Körperscanner zulassen und tauschen wir dadurch den Schutz unserer physischen Integrität gegen die Schutzlosigkeit des „gläsernen Menschen“?

Diesen Fragen widmet sich die Ringvorlesung der Amnesty-International-Hochschulgruppe der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Internationale Beziehungen (Professor Dr. Thomas Jäger) im Sommersemester 2010. Sie wird von ReferentInnen verschiedener Universitäten und Bildungseinrichtungen gehalten, die aus ihrer Beschäftigung mit Menschenrechtsfragen berichten und ihre Sicht zur Diskussion stellen. Die Veranstaltung richtet sich an Hörer aller Fakultäten, vor allem aus dem sozial-, rechts- und humanwissenschaftlichen Bereich sowie aus der philosophischen Fakultät. Für Bachelor-Studenten besteht bei regelmäßiger Teilnahme und Anfertigung einer Hausarbeit die Möglichkeit, im Rahmen des Studium Integrale vier ECTS-Punkte zu erwerben. Die Vorlesung findet vom 20. April bis 13. Juli 2010 jeden Dienstag von 19.30 bis 21.00 Uhr im Raum XII des Hauptgebäudes statt.

Themen

Im Zentrum jeder Veranstaltung steht jeweils eine konkrete menschenrechtliche Debatte, über die Bezug auf die drei oben genannten Spannungsverhältnisse genommen werden soll:

Medien und Menschenrechte (20. April 2010)
Arnd Henze (Stellvertretender Auslandschef des WDR Fernsehen)
Kurzbeschreibung: Medien und Menschenrechte

Polizeiliche Übergriffe (27. April 2010)
Prof. Dr. Thomas Feltes und Astrid Klukkert (Universität Bochum)
Kurzbeschreibung: Polizeiliche Übergriffe

Die Responsibility to Protect (4. Mai 2010)
Anne Rausch (Universität Köln)
Kurzbeschreibung: Responsibility to Protect

Asylrecht in den Staaten der EU (11. Mai 2010)
Wolfgang Grenz (Amnesty International)
Kurzbeschreibung: Asylrecht in den Staaten der EU

Filmvortrag: Weibliche Genitalverstümmelung – ein Problem auch in Europa (18. Mai 2010)
Renate Bernhard (Terres des Femmes)
Kurzbeschreibung: Weibliche Genitalverstümmelung

Gemischte Bilanz – die globale Menschenrechtspolitik der EU (1. Juni 2010)
Prof. Dr. Hartwig Hummel (Universität Düsseldorf)
Kurzbeschreibung: Globale Menschenrechtspolitik der EU

Das Recht auf Schutz persönlicher Daten im digitalen Zeitalter (8. Juni 2010)
Prof. Dr. Dr. Spiros Simitis (Universität Frankfurt am Main)
Kurzbeschreibung: Schutz persönlicher Daten

Die Diskussion um das absolute Folterverbot (15. Juni 2010)
Prof. Dr. Volker Erb (Universität Mainz)
Kurzbeschreibung: Diskussion um das absolute Folterverbot

Themengebiet: Das Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit in Deutschland (22. Juni 2010)
Bundesminister a.D. Gerhart Baum
Kurzbeschreibung: Sicherheit und Freiheit in Deutschland

Die Debatte um das Luftsicherheitsgesetz (29. Juni 2010)
Prof. Dr. Elmar Giemulla (FH Bund Brühl, TU Berlin)
Kurzbeschreibung: Debatte um das Luftsicherheitsgesetz

Terrorismusbekämpfung: Diskussionen um das Feindstrafrecht (6. Juli 2010)
Dr. Miguel Polaino-Orts (Universität Sevilla)
Kurzbeschreibung: Diskussionen um das Feindstrafrecht

Abschlussveranstaltung (13. Juli 2010)
Eigene Moderation
Kurzbeschreibung: Abschlussveranstaltung

neuste Informationen findet ihr auf der Seite der Amnesty-Hochschulgruppe.