Am Samstag, den 13. August finden in der ganzen BRD Slutwalks statt. Auch in Köln wird es am Samstag ab 15 Uhr eine solche Demonstration geben.
Treffpunkt: 15 Uhr, Domvorplatz
„Wir haben es satt in einem System zu leben, das sexualisierte Übergriffe, Gewalt und Belästigungen verharmlost, legitimiert und den Betroffenen die Schuld gibt! Egal, wie wir aussehen, egal wie wir uns kleiden, niemand hat das Recht, uns unsere Selbstbestimmung abzusprechen und unsere Grenzen zu verletzen!
Deshalb gehen wir mit „schlampiger“ Kleidung und Wut im Bauch auf die Straße.
Komm mit!
However I look
Wherever I go
Yes means yes
and no means no!“
Das Autonome FrauenLesben-Referat hat eine gute Zusammenfassung zu dieser neuen Protestform zusammengestellt.
*Slut Walks* kommen nach Deutschland!
Die ersten *SlutWalks* formieren sich nun auch in Deutschland. Am 13. August wird es einen nationalen und möglicherweise weltweiten SlutWalk geben. Informationen und Kontaktdaten gibt es (leider meist nur) auf Facebook. Eine Übersicht über alle *SlutWalks* in Deutschland und Österreich hat slutwalk.net
Schlampenmärsche gegen Vergewaltigungsmythen
Als ein kanadischer Polizist in Toronto vor einer Gruppe Jura-Student_innen im Rahmen seines Vortrags zu Campus-Sicherheit dazu riet, dass Frauen vermeiden sollten, “sich als Schlampen zu kleiden, um nicht Opfer von sexueller Gewalt zu werden “, folgte erst Entrüstung und dann Gegenwehr: Weil viele die Schnauze voll von opferbeschuldigendem Verhalten (engl: *Victim Blaming *) und Vergewaltigungsmythen hatten, gingen im April rund 2000 Demonstrant_innen in Toronto für ihr Recht auf die Straße, sich kleiden zu dürfen, wie sie wollen, ohne für sexuelle Übergriffe verantwortlich gemacht zu werden. Der erste *SlutWalk (*zu dt: “Schlampenmarsch”) wurde ins Leben gerufen. Viele Städte folgten; auch in Deutschland formieren sich nun die ersten Gruppen, die in ihrer jeweiligen Stadt einen *SlutWalk*organisieren. Das Problematische am Transfer US-amerikanischer Konzepte und Begrifflichkeiten wie *rape culture, Victim Blaming* oder der im kanadischen Toronto organisierte *SlutWalk* ist, dass es hierzulande (noch) keine Äquivalente gibt, die diese konzeptionell und sprachlich fassen. Die Organisation der *SlutWalks* im deutschsprachigen Raum eröffnet daher die Möglichkeit, Begriffe und Konzepte herauszuarbeiten.
Warum demonstrieren?
Die Gründe der Demonstrant_innen, auf die Straße zu gehen, sind vielfältig: Einigen geht es um die Aneignung des despektierlichen Wortes “Schlampe” mit all seiner sexistischen Konnotation, um das Wort mit neuen, positiveren Assoziationen zu füllen; andere insistieren auf ihr Recht auf sexy Kleidung, ohne dafür sanktioniert zu werden. Wieder andere protestieren gegen Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe im Allgemeinen und kämpfen gegen die Tendenz, Opfern von sexueller Gewalt eine zu Mitschuld geben, sei es auf Grund ihrer Kleidung (“zu sexy und provozierend”) oder ihres Verhaltens (“Du warst ja auch betrunken und/oder nachts allein unterwegs”). Dabei kommt es bei Vergewaltigung nicht darauf an, wie eine Frau aussieht oder was sie trägt – der Mythos, dass in der Mehrzahl aufreizend angezogene Frauen vergewaltigt werden, ist falsch und irreführend. Mit gängigen Vergewaltigungsentschuldigungen und -erklärungsversuchen wird ein gesellschaftliches Klima aufrecht erhalten, in dem Frauen in der Rechtfertigungsposition sind und im schlimmsten Fall mit Ignoranz oder *Victim Blaming* konfrontiert werden. Passend dazu schrieb eine Facebook-Nutzerin:
In Zeiten in denen ein Ex-Generalstaatsanwalt bei Anne Will verkündet, er würde seiner eigenen Tochter im Falle einer Vergewaltigung von einer Anzeige abraten, ist es an der Zeit für Protest.
Rezeption in den Medien und kritische Stimmen
Die *SlutWalks* haben eine enorme mediale Aufmerksamkeit erhalten, doch besonders in der nordamerikanischen Blogosphäre ernteten die Proteste auch vielfältige Kritik. Auf *Crunk Feminist Collective* wurde die Bezeichnung “Schlampe” kritisch beleuchtet, besonders in Hinblick auf die Frage, ob alle Frauen davon gleichermaßen betroffen sind. Andere erklärten, warum sie trotz der Kritik an den *SlutWalks* teilnahmen. Diskutiert wurde auch, ob es überhaupt möglich oder sinnvoll ist, Begriffe wie “Schlampe” zurückzuerobern und mit neuem Leben zu füllen – oder warum die Demos nicht einfach Empowerment-Märsche genannt werden. The *Good Men Project* hat einen guten Beitrag, warum auch Männer auf dem *SlutWalk* marschieren sollten.
Auch in Deutschland wird bereits heiß diskutiert: Der *Freitag* befasst sich mit der Frage, ob Frauen sich das “Wort Schlampe affirmativ aneignen sollten” und inwiefern Ausziehen die “richtige Protestform gegen Vergewaltigungsklischees” sei. Im *Tagesspiegel* gibt es einen lesenswerten Artikel zu Sexismus in der “Mitte der Gesellschaft”. *Spiegel Online *berichtet über die ersten Bestrebungen, *SlutWalks* auch nach Deutschland zu holen, kommt dabei aber leider nicht ohne anti-feministische Klischees aus.
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