Postkarte_Latinum_s1Noch immer ist in der Lehramtszugangsverordnung festgelegt, dass einige angehende Lehrer_innen ein Latinum nachweisen müssen. Dies ist nicht nur sozial oft ein großes Problem, viele Studierende müssen ihr Latinum während des Studiums nachholen, sondern schafft auch einige andere Probleme:

So führt es zu einer Verzerrung zwischen den Schulformen, an denen die allgemeine Hochschulreife erlangt werden kann. An Abendschulen und Gesamtschulen wird seltener ein Latinum angeboten, als an Gymnasien. Das mehrgliedrige Schulsystem sorgt auch hier für eine Benachteiligung.

Schlussendlich gibt es keinen Hinweis darauf, dass ein Latinum ein besseres Studium für moderne Fremdsprachen ermöglicht, oder dazu führt, z.B. ein_e bessere_r Englischlehrer_in zu werden. Das Latinum wird im Studium in der Regel nicht genutzt. Von einer Fachwissenschaftlichen Vertiefung kann nicht die Rede sein. Zeit, die fürs Latinum aufgewendet wird, fehlt außerdem für die Fachdidaktik und die Bildungswissenschaften.

Nachdem es Proteste in Paderborn, Bochum und Münster gibt, wollen wir mit einer Postkartenkampagne ähnliches in Köln anregen.Unterschreibt sie und schickt sie direkt ab, gebt sie uns zurück, damit wir sie abschicken oder verteilt sie selber und sorgt dafür, dass möglichst viele im Schulministerium ankommen.

Inhalt der Postkarte

Sehr geehrte Frau Löhrmann,

die Lehramtsausbildung in NRW soll modernisiert werden, unter anderem um mehr Chancengleichheit zu schaffen. Dies ist sehr begrüßenswert. Eine der Bildungsbarrieren ist aber weiterhin die Latinumspflicht für Lehramtsstudierende. Diese Barriere müsste nicht sein.

Anders als Studienfächer, in denen mit lateinischen Primärquellen gearbeitet wird, benötigt man das Latinum im Lehramtsstudium nur zum Selbstzweck. In den meisten Fächern wird sich nicht auf das Latinum bezogen, Studieninhalte werden durch das Latinum nicht erkennbar besser gelernt.

Gleichzeitig stellt die Latinumspflicht eine große Chancenungleichheit dar. Studierende, die kein Latein in der Schule hatten, werden benachteiligt. Dies trifft zum Beispiel viele Studierende, die eine Gesamtschule besucht haben. Durch den hohen Lernaufwand in Latein werden andere für das Lehramt unschätzbar wichtigere Studieninhalte vernachlässigt oder die Studienzeit verlängert sich. Gerade für BAföG-Empfänger_innen stellt die Überschreitung der „Regelstudienzeit“ ein Problem dar: Die Förderdauer wird nicht verlängert.

Daher fordere ich die Abschaffung der Latinumspflicht für Lehramtsstudierende der modernen Fremdsprachen sowie die genaue Prüfung, in welchen anderen Unterrichtsfächern das Latinum tatsächlich genutzt wird und vertretbar sein könnte.

Mit freundlichen Grüßen,