Umstrittene Einladung von „Homoheilerin“

She is Che

Creative Commons LicenseFoto von: Schockwellenreiter

Am Montag 7. Dezember 2009 hält die Professorin Edith Düsing einen Vortrag im Rahmen einer Ringvorlesung an der Uni Köln zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller. Die Vorlesung wird vom Philosophischen Seminar organisiert. Das Thema das Vortrages lautet: „Tyrannei der Triebe oder der Ideale? Schillers Konzept des ,höheren Selbst‘ in Nietzsches Umdeutung.“
Stattfinden wird der Vortrag in Hörsaal XIII von 16 bis 17:30 Uhr

Warum ist Edith Düsing umstritten?

Im Frühjahr dieses Jahres unterzeichnete Edith Düsing die Initiative „Für Freiheit und Selbstbestimmung – Gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben– und Schwulenverbände“
Diese Erklärung ist sexistisch und diskriminierend.

Was war/ist passiert?

Im Frühjahr 2009 fand in Marburg der „6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ statt. Bereits im Vorfeld war klar, dass es unter anderem Redner eingeladen werden, die die Auffassung vertreten Homosexualität sei eine therapierbare Störung. Als es daraufhin zu Protesten kam und verlangt wurde den Kongress zu stoppen wurde die oben erwähnte Erklärung aufgesetzt.

Was sagt die Erklärung?

Unter dem Deckmantel der Wissenschaftsfreiheit werden Thesen vertreten wie: „(…)birgt praktizierte Homosexualität ein erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko.“
„Dazu zählen überdurchschnittliche Anfälligkeit für AIDS, Geschlechtskrankheiten, Depression, Ängste, Substanzenmissbrauch (Alkohol-, Medikamente und Drogen) und Suizidgefährdung.“
In einem späteren Interview mit dem Express hielt Edith Düsing es für „eine gute Entwicklung“ wenn homosexuelle Menschen wieder heterosexuell würden.
Mit ihrer Unterzeichnung hat sich Edith Düsing klar zu diesen homosexuellenfeindlichen Äußerungen bekannt. Eine Universität und ihre Leitung muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie unter dem Deckmantel der Wissenschaftsfreiheit einen diskriminierenden, menschenverachtenden, pseudowissenschaftlichen und antiemanzipatorischen Standpunkt zulässt und stillschweigend mitträgt?

Wir rufen alle Student_innen dazu auf sich am Montag im Hörsaal XIII zu versammeln und den menschenverachtenden Einstellungen von Frau Düsing entgegenzutreten.
Auch das Autonome Lesben- und Schwulenreferat LUSK hat eine Erklärung zu dem Thema verfasst.

25 Kommentare

  1. W.Kremers

    Liebe Campusgründe,

    es ist schon traurig, dass Sie so wenig bereit sind, andere Meinungen zu kritischen Tehemen auch nur zu diskutieren – statt dessen verfolgen Sie Menschen bis hinein in Bereiche, die mit dem ursprünlichen Thema nichts zu tun haben. Das ist schon ein Hauch von Totalitarismus!

  2. N. Franz

    Es ist falsch, homosexuelle Menschen zu verachten und zu diskriminieren. Dagegen stehe ich entschieden ein. Dennoch gehöre ich zu den Unterzeichnern der Erklärung, gegen die hier gehetzt wird. Warum? Weil es einen Unterschied gibt zwischen Toleranz (die ich klar postuliere) und Akzeptanz einer anderen sexuellen Ausrichtung. Ich muss in einer Demokratie das Recht haben, auf sachliche Weise Kritik an einem homosexuellen Lebensstil zu äußern – genau so haben Homosexuelle das entsprechende Gegenrecht.
    Übrigens: Die „gesundheitlichen Risiken“ sind absolut unbestritten. Das weiß jeder, der schon einmal Blut spenden wollte und ankreuzen muss, ob er einen homosexuellen oder promiskuitiven Lebensstil pflegt.

  3. Frank

    Hallo!!

    Warte gespannt im TV und Internet auf neuste News von Frau Düsing!! Habt Ihr sie kleingekriegt??Hat sie sich entschuldigt??Bitte mailt mir!!

    Euer Frank

  4. Klaus Brinkmann

    Armer Frank,

    „habt Ihr sie kleingekriegt??“
    Was hat Ihnen diese Frau eigentlich getan?
    Sie hat doch lediglich das Recht der Freiheit der Meinungsäußerung für auch solche Menschen unterstützt, deren Meinung von der Meinung einer kleinen, aber aktiven Gruppe bzw. deren Aktivisten abweicht.
    Lieber Informationsfreiheit als Meinungsterror!
    Rosa Luxemburg hatte Recht: „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“

  5. N. Franz

    Herzlichen Dank an die ca. 70 Kommilitonen, die sich diese Aktion nicht haben bieten lassen. Vielleicht kann es ja bald mal Gespräche geben anstatt Gebrüll?

  6. jonas

    @Klaus: Herrlich diese Verdrehung von Zitaten, die aus ihren Kreisen immer wieder zu beobachten sind.
    @Frank: es ging nicht ums klein kriegen. Leider war Frau Düsing nicht gesprächsbereit, wurde von den Strukturen in Person des Pro-Dekans gedeckt und hat in einer schriftlichen Erklärung ihre homophoben Einstellungen wiederholt dargestellt.
    @n: Sie verdrehen in ihrem Blutspende-Beispiel Ursache und Wirkung. Nicht Homosexuelle haben mehr Krankheiten, sondern die Vorschriften sind weiterhin homophob.
    @W: Ich weiß nicht, ob Sie oder Frau Düsing den Ausspruch „Das Private ist politisch“ gehört haben. Vielleicht denken Sie da mal drüber nach. Wer sich „privat“ rassistisch, homophob oder klerikal-faschistisch äußert wird dies auch in ihren oder seinen Lehrveranstaltungen tun.

    Fazit: Schade, dass die Uni weiter eine Plattform für intolerantes Gedankengut bietet.

    Grüße

    Jonas

    p.s. http://www.ksta.de/html/artikel/1260194903824.shtml

  7. Niko

    Liebe Leute,

    ich wähle ja schon grün seit ich wählen darf, aber die Darstellung hier auf der Seite erfüllt mich ehrlich gesagt mit blankem Entsetzen.

    Erstens ist Frau Prof. Düsing keine „Homoheilerin“ (behauptet z.b. das LUSK auch nicht), das ist einfach sachlich falsch und deshalb diffamierend. Frau Düsing hat nie zu dem Thema geforscht und ganz ehrlich gesagt glaube ich, dass sie auch nicht den Hauch einer Ahnung davon hat, was Homosexualität eigentlich heißt. Sie meint, sich für die Wissenschaftsfreiheit und das Selbstbestimmungsrecht von Menschen einzusetzen, die unter ihrer sexuellen Orientierung leiden und kriegt dabei einfach nicht in den Kopf, dass Homosexualität eine Anlage ist, die „abtherapieren“ zu wollen in etwa so widernatürlich wäre, als wollte man Linkshänder zu Rechtshändern „umpolen“.

    Zweitens zitiert Ihr den EXPRESS!!! Hallo? Den Express?! Seit wann zitieren Grüne solche populistischen Schundblätter!? Haben wir DAS nötig? Darf man glauben, was in der Express steht, sobald es einem in den Kram passt??? Also ehrlich…

    Ich war bei der Schiller-Vorlesung als „Normalhörer“ anwesend und bin im Nachhinein ehrlich gesagt der Auffassung, dass – so berechtigt die Kritik ist – weder Campus:grün noch LUSK sich da mit Ruhm bekleckert haben. Die Sprengung der Veranstaltung ging auf Kosten der Wissenschaftsfreiheit (Schiller, Nietzsche und die Teilnehmer der Ringvorlesung können nichts für Frau Düsings verschrobene Ansichten) und spätestens aus der völligen Hilflosigkeit der Professorin sollte nun wirklich jedem ansichtig geworden sein, dass diese Frau als Feindbild einfach nicht taugt. Auch die Forderung, die Uni solle Frau Düsing „kein Forum“ bieten, ist schlicht albern: Sie hat eine völlig weltfremde und naive Vorstellung von Homosexualität, ja, aber mal ganz ehrlich: das hat mit ihrer Forschung auch nicht das geringste zu tun und sie ist sicher nicht die überzeugte „Homo-Hasserin“, zu der manche sie hochstilisieren.

    Hier wurde m.E. wirklich mit Kanonen auf Spatzen geschossen und jetzt wo man es weiß, kann man die Frau in Ruhe lassen. Die Hetze gegen sie steht jedenfalls in keinem Verhältnis zu ihrem (nicht vorhandenen) Sendungsbewusstsein in Fragen der Rechte von Homosexuellen.

    Lieben Gruß
    Niko

  8. Frank

    Falls ich Euch mit „kleinkriegen“ beleidigt habe,möchte ich mich selbstverständlich dafür entschuldigen.Aber was will man sonst sagen zu einer Frau wie Düsing,die getarnt als Philosophin für Goethe und Schiller heimlich menschenfeindliche Kongresse unterstützt.Die Erklärung „Für Freiheit und Selbstbstimmung“wurde von rechtsfundamentalen „Christen“ der übelsten Sorte unterzeichnet:Gabriele Kuby,Norbert Geiss,Inge Thürkauf,Thomas Schneider,Hartmut Steeb,Gräfin von Westphalen,Thomas Schirrmacher,Mechthild Löhr usw.usw.Auch Inge Brück,eine große Sängerin und Schauspielerin,die 1967 beim Grand Prix für Deutschland den 8.Platz holte,hat die menschenfeindliche Initiative unterzeichnet.!!Immer wieder tarnen sie geschickt homosexuellenfeindliche Äußerungen als „Demokratie,Meinungsfreiheit und Toleranz“.
    Dies muß endlich aufhören!!!

  9. N. Franz

    @jonas
    Das ist nicht homophob, sondern nackte Empirie: http://www.aids.at/index.php?id=15

    Dass Geschlechtskrankheiten und auch HIV-AIDS unter Homosexuellen weitaus verbreiteter sind, ist ein statistischer Fakt, den man nicht mit Ideologie wegschimpfen kann. Wenn es um Blutspenden geht, geht es darum, mit der größtmöglichen Sicherheit Leben zu retten – dort muss man sich mit der Wahrheit beschäftigen.

    Ich habe auch schon Veranstaltungen bei Frau Düsing besucht. Bei aller Liebe, aber sie als „naiv“ zu bezeichnen, ist – gelinde gesagt – enorm unangebracht. Ich bin schon froh, wenn ich ihr mit höchstmöglicher Konzentration halbwegs folgen kann.

    Beschimpfungen helfen nicht weiter und können als Argumente in einer Diskussion nicht gelten. Vielleicht hat jemand ja mal Frau Düsings Stellungnahme gelesen?

  10. Philip

    @N. Franz:
    2006 erfolgten fast 42 Prozent der Neuinfektionen über heterosexuelle Kontakte (1998 waren es 27 %!), 28,6 Prozent über homosexuelle Kontakte und 20,5 Prozent über intravenösen Drogenkonsum.
    (Von der gleichen Seite.)

    Und das Problem beim Blutspenden ist doch, dass einem homosexuellen Mann automatisch ein promiskuitiver Lebensstil unterstellt wird, unabhängig von seinem tatsächlichem sexuellem Verhalten. Ohne Frage steht der Schutz des Empfängers an erster Stelle, aber ob auf diese Weise der Schutz eher gesichert ist, finde ich fraglich. In anderen Ländern ist es Homosexuellen erlaubt Blut zu spenden, ohne dass es Probleme gibt.

  11. N. Franz

    @Philip
    Danke fürs Nachschauen. Mir erscheint es aber dennoch evident (auch mit den von Ihnen angeführten Zahlen), dass Homosexualität solche Krankheiten (empirisch) begünstigt. Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft ist eben nicht homo- oder bi-, sondern heterosexuell. Dass die Zahl der infizierten Homosexuellen im Vergleich zu Heterosexuellen trotzdem so hoch ist, spricht für sich.
    Aber das ist an sich nicht das Thema hier. Nur muss klar sein, dass man jemanden diffamieren darf, wenn er Statistiken wiedergibt. Oder will campus:grün nun die Zentrale der Aidshilfe Wien besetzen? 😉

    Ich möchte auch nochmal darauf hinweisen, dass mit der Erklärung Homosexuelle nicht diffamiert werden. Die von Düsing unterschriebene Erklärung weist auf Missstände hin und räumt Homosexuellen das Recht ein, sich mit ihrer sexuellen Orientierung kritisch auseinanderzusetzen. Weder sollen Homosexuelle irgendwie benachteiligt oder kleingehalten werden, noch handelt es sich um einen „diskriminierenden, menschenverachtenden, pseudowissenschaftlichen und antiemanzipatorischen Standpunkt“. Gerade in Deutschland fällt es den meisten Menschen schwer, in ideologisch besetzten Gebieten wirklich wissenschaftlich zu denken und dabei auch die Meinungsfreiheit zu achten. In dem Zuge vielen Dank an campus:grün, dass auch kritische Kommentare geduldet werden. 🙂

  12. N. Franz

    Edit: Natürlich muss es heißen: „Nur muss klar sein, dass man NIEMANDEN diffamieren darf, wenn er Statistiken wiedergibt.“

  13. Niko

    @N. Franz:

    Lieber Herr Franz,

    philosophische Bildung und Sachkenntnis in bestimmten wissenschaftlichen Fragen feit nicht vor Weltfremdheit – und auch Naivität – in anderen Bereichen. Politisch ist Frau Düsings Haltung in meinen Augen naiv und zeugt von Unkenntnis dessen, was hier auf dem Spiel steht, wenn sie sich als bloßes Opfer einer wissenschaftsfeindlichen Diffamierungskampagne sieht.

    Niemand bestreitet die statistischen Fakten. Es ist außerdem völlig richtig, dass man niemanden diffamiert, wenn man bloß Statistiken zitiert. Das ist m.E. jedoch im vorliegenden Fall nicht geschehen, sondern die Statistiken wurden auch schon interpretiert. Ich paraphrasiere: „Wenn jemand seine Homosexualität auslebt, dann neigt er auch zum Drogenkonsum.“ Das ist, mit Verlaub, eine diffamierende Pauschalisierung, die sich nonchalant darüber hinwegsetzt, dass es immernoch eine freie Willensentscheidung darstellt, ob man Drogen nimmt oder nicht. Auch wird bei dem empirischen Befund ja nicht stehen geblieben, sondern weit darüber hinausgegangen, indem sogleich die Art der Behandlung angeraten wird: Dass Homosexuelle, die mit ihrer sexuellen Orientierung im Unreinen sind, Anspruch auf Therapie haben, bestreitet niemand. Wenn allerdings Homosexualität als eine zur Person gehörige Anlage gesehen wird, dann kann diese Therapie nicht darin bestehen, dass man den pathologischen Zustand der Unzufriedenheit durch den pathologischen Zustand der Selbsttäuschung ersetzt, sondern man muss versuchen, diesen Menschen das Selbstbewusstsein zu geben, gegen alle gesellschaftlichen Anfeindungen zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen.

    Diese ganze Debatte ist allerdings in höchtem Maße politisch, nicht philosophisch. Schwulen und Lesben haben ein sehr klares politisches Bewusstsein dafür, dass mit der Entscheidung über die Rechtmäßigkeit einer Therapie, die versucht, „unwillige Homosexuelle“ zu Heterosexuellen „umzupolen“, viele ihrer Rechte wieder gefährdet sind. Ob eine solche Therapie rechtmäßig sein kann, hängt davon ab, ob Homosexualität als natürliche Anlage oder als Krankheitsbild angesehen wird. Hier ist also sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt und der Autor der von Frau Düsing unterschriebenen Erklärung hat eben dieses an allen Ecken und Enden missen lassen, weshalb nun zurecht all jene empört sind, denen etwas an den Rechten der Homosexuellen liegt.

    Jeder, der diese Problematik nicht auf der Karte hat und sich bloß auf Wissenschaftsfreiheit beruft (die übrigens nirgends die Entrechtung von Menschen einschließen darf), den nenne ich schlicht politisch naiv.

    Diesen Vorwurf muss ich – bei allem Respekt – dann auch Ihnen machen, mein lieber Herr Franz.

  14. Ingo Breuer

    Ich halte es für falsch, wie gewisse Kreise an der Uni Köln eine Hexenjagd auf die Professorin Edith Düsing veranstalten. Es ist dreist und unverschämt, wenn ein Vortrag von Frau Düsing von wildgewordenen Studenten unterbrochen wird und ein abartiges Verhalten gezeigt wird. Ich habe mir einmal die Marburger Erklärung für Freiheit und Selbstbestimmung durchgelesen. Ich sehe darin kein Problem. Ich habe Erklärung gleich online unterzeichnet, denn da sind einige gute Punkte drin. Deshalb bin ich gegen ein Rederverbot für Frau Düsing. Die Unis sind keine Spielwiese für Linksliberale. Auch Mitbürger, die an christlichen Werten festhalten und sich nicht am „Wertewandel“ beteiligen soll in jedem Forum – auch an den Unis – ihre Grundrechte verwirklichen. Denkverbote vom Dekanat und solche Dinge brauchen wir nicht.

  15. N. Franz

    @Niko
    Danke für Ihre faire Antwort. In Teilen stimme ich Ihnen auch gerne zu. Eine Verallgemeinerung im Sinne von schwul gleich HIV gleich Drogenkonsum ist in der Tat nicht richtig. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass gelebte Homosexualität diese Probleme zumindest begünstigt, denn sonst würden die Zahlen anders aussehen. Sicherlich gibt es viele homosexuelle Menschen, die in verantwortlichen Beziehungen leben, das will ich gar nicht abstreiten, das will mit Sicherheit auch Frau Düsing nicht (siehe ihre Erklärung, veröffentlicht unter http://www.medrum.de/?q=content/auszug-aus-erklaerung).
    Schön, dass Sie zugestehen, dass „Homosexuelle, die mit ihrer sexuellen Orientierung im Unreinen sind, Anspruch auf Therapie haben“ – um viel mehr geht es in der Erklärung auch gar nicht. Es ist richtig, dass sich hier generell die Frage stellt, ob Homosexualität eine „Anlage“ ist (also quasi angeboren), oder ob die sexuelle Ausrichtung durch äußere Einflüsse beeinflusst werden kann – zum Beispiel durch Kindheitsentwicklung oder sexuelle Erfahrungen. Die Unterzeichner der Erklärung bejahen letztere Auffassung – und das mit gutem Grund, da es in der Tat zahlreiche Beispiele von schwulen Menschen gibt, die im erwachsenen Alter heterosexuell „geworden“ sind.
    Erlauben Sie mir noch eine Korrektur: Die Erklärung zum APS-Kongress will keine „unwilligen Homosexuelle“ dazu zwingen, ihre sexuelle Identität zu verändern; das ist seitens der allzu motivierten Kritiker in den Text herein geprügelt worden. Ganz im Gegenteil: Der Fokus liegt auf „Selbstbestimmung“. Das bedeutet: Wenn jemand homosexuell leben möchte, soll er das tun. Wenn jemand aber nach Möglichkeiten zur Veränderungen sucht, darf ihm dieses Recht nicht vorenthalten werden. Damit werden keine Rechte geschwächt, sondern nur gestärkt. Niemand hat dadurch verloren.
    Und ja: Sicher ist das hier ein Politikum. Die große Breitenwirkung sollte eigentlich dazu führen, dass einige Leute die Texte, die sie verbrennen wollen, wenigstens vorher lesen (mit dem Versuch, ihn zu verstehen). Leider kann man das offensichtlich gerade vom Lusk nicht erwarten. Ein Mindestmaß an Differenzierungsfähigkeit sollte man in einer politischen Debatte aber gerade von Lesben und Schwulen erwarten dürfen, die über Jahrhunderte zu Unrecht verfolgt wurden. Die Unterzeichner der Erklärung wussten ganz genau, dass ihre Meinung nicht dem Zeitgeist entspricht und sie womöglich stark in die Bredouille bringen würde. Naiv wäre es nur, wenn man diesen politischen Gegendruck gar nicht erst in Erwägung gezogen hätte. In der damaligen Situation war es aber wichtig, Flagge zu zeigen gegen üble Beschimpfungen, Verwüstungen an christlichen Einrichtungen usw. – nur weil man ein Thema diskutieren wollte, das man in Deutschland nicht diskutieren darf.

  16. Niko

    @ N. Franz:

    Ich bin mit vielen Punkten Ihrer Darstellung der Problem- und Diskussionslage durchaus völlig d’accord, aber Sie werden zugeben müssen, dass die Diskussionsbereitschaft, die Sie hier an den Tag legen, nicht dem entspricht, auf was Frau Düsing selbst sich hat einlassen wollen. Sie hat ja alles Recht ihre Meinung öffentlich kundzutun, aber wenn sie nun einmal (wenn auch unisono mit vielen Anderen) in einen verminten Wald hineinruft, dann müsste sie schon damit rechnen, dass es entsprechend explosiv herausschallt.
    Ihre spätere Weigerung zum Gespräch oder zur öffentlichen Erklärung hat die Wut der Leute nur aufgeheizt. Etwas, das hätte vermieden werden können, wenn sie sich in der Weise, wie Sie das hier an ihrer statt tun, gerechtfertigt hätte. Zugleich wäre damit der eigentliche Streitpunkt zutage getreten:

    Ist Homosexualität eine persönliche Anlage, ein Produkt der Sozialisation oder teils teils?

    Um hier wieder philosophisch zu argumentieren – auch weil das der Bereich ist, in dem Frau Düsing es besser wissen müsste: Seriös empirisch festzustellen, ob jemand im Laufe seiner Entwicklung homosexuell „geworden“ ist, ist völlig unmöglich. Man ist hier auf die persönlichen Erlebnisberichte der „Betroffenen“ angewiesen; sprich: der Homosexuellen selbst. Da muss es doch verwundern, dass ausgerechnet die überragend größte Mehrheit von diesen darauf beharrt, schon immer homosexuell gewesen zu sein! Wenn das aber gilt, dann widerspricht die Therapie zur Heterosexualität genau dem Recht auf Selbstbestimmung, für das auch Sie eintreten und der Wunsch, nicht mehr homosexuell zu sein, wäre pathologisch (also die Selbstbestimmung einschränkend). Ihn zu unterstützen wäre damit medizinisch unvertretbar und sogar verantwortungslos.

    Des Weiteren widerspricht die Auffassung, Homosexualität sei „erworben“ meines Wissens – ich bin kein Psychologe – genau der bei weitem überwiegendenen Auffassung der Vertreter jener Wissenschaft (der Psychologie), für die die Erklärung für Wissenschaftsfreiheit sich einzusetzen befleißigt.

    Der Eindruck, hier gäben persönliche religiöse Überzeugungen das Richtmaß für die Wissenschaft ab (der Herr Kollege Breuer da oben gibt das ja – obwohl Befürworter der Erklärung – bedenklicherweise sogar indirekt zu), liegt also nahe und die Kritik des LUSK an der Erklärung halte ich damit für absolut berechtigt.

    Ich möchte allerdings noch einmal darauf hinweisen – obwohl ich wirklich der Meinung bin, die Professorin hätte durch klügeres Verhalten in dieser Frage vielem die Spitze nehmen können – dass ich nicht die Auffassung vertrete, solche Diskussionen sollten in Frau Düsings Lehrtätigkeit hereingetragen werden.

    Politik bleibt Politik und Philosophie bleibt Philosophie.

  17. N. Franz

    @Niko
    Ich habe großes Verständnis dafür, wenn Sie mangelnde Diskussionsfreudigkeit bei Frau Düsing vermissen. Ich kenne ehrlich gesagt nicht ihre Gründe dafür, aber die wird es mit Sicherheit geben. Es gehört schon Einiges dazu, sich mit Leuten an einen Tisch zu setzen, die, ohne vorher ein Wort zu wechseln, öffentlich einen Rausschmiss fordern und mit Schimpfwörtern um sich werfen. Aber dazu kann ich auch nicht mehr sagen. Immerhin scheint es ja doch Menschen zu geben, die erst einmal zuhören, und das finde ich äußerst begrüßenswert!
    Ja, richtig, das ist im Grunde die Quintessenz der Diskussion: Was ist Homosexualität? Die Debatte wurde zwischen konservativen Christen und der säkularen Welt schon oft geführt – teils gut, teils auch sehr unglücklich. Ich für meinen Teil kenne einige Homosexuelle, die vorher ganz klar heterosexuell empfunden haben und meist erst in der Pubertät eine homosexuelle Identität angenommen haben. Jawohl, die überwiegende Mehrzahl von Psychologen würde nicht sagen, dass Homosexualität nicht Veranlagung ist. Die APS, um die es in der Erklärung geht, gehört allerdings zu einer Minderheit, die das anders sieht und auch belegen kann. Warum besteht dieser Dissenz? Ich meine es schon erwähnt zu haben, aber m.E. haben viele Menschen, auch Wissenschaftler, überhaupt kein Interesse, Homosexualität im kritischen, wissenschaftlichen Sinne zu hinterfragen. Wer so etwas tut, gilt als „ewiggestrig“, „homophob“, „verblendet“ usw. Homosexualität als Veranlagung ist nicht Untersuchungsobjekt, sondern Credo. Es gibt durchaus einige Menschen, die homosexuell empfunden haben und erfolgreich nach Veränderung gesucht haben. Das heißt natürlich auf keinen Fall, dass das die Regel ist – nach dem Motto: Schalter umlegen und du bist hetero- oder homosexuell. Erstes und wichtigstes Anliegen ist aber, dass Christen ausgelebte Homosexualität (wie auch Ehebruch) als gegen Gottes Vorstellung von Liebe und Partnerschaft ansehen. Vor allem – aber nicht nur – Christen stecken damit in einem Dilemma. Mit seinem homosexuellen Empfinden als Christ verantwortlich umzugehen, ist das Ziel solcher Einrichtungen wie die APS. Bekanntestes Beispiel für einen Ausstieg aus der Homosexualität ist hier sicherlich Michael Glatze, der früher einer der einflussreichsten Gay-Aktivisten der USA war: http://pro-medienmagazin.de/journalismus.html?&news%5Baction%5D=detail&news%5Bid%5D=2557
    Ich überlasse Ihnen gerne das letzte Wort und wünsche Ihnen Gottes Segen!

  18. Niko

    @ N. Franz:
    Frau Düsings Gründe werden wohl darauf hinauslaufen, dass sie ihre persönlichen Überzeugungen einfach aus ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit heraushalten will, was sie einerseits ehrt und dafür spricht, dass in ihren Veranstaltungen nicht mit „homophober Hetze“ zu rechnen ist, andererseits der Diskussion natürlich absolut nicht gerecht wird (wie erwähnt halte ich sie da einfach für weltfremd).

    Wenn wirklich christliche Überzeugung der wissenschaftliche Antrieb hinter derjenigen Forschung ist, die Homosexualität als veränderlich zu erweisen trachtet, dann hört genau da die Wissenschaft auf frei zu sein und keinem dieser Forscher ist Objektivität in der Interpretation seiner Untersuchungsergebnisse zuzutrauen. Diesen Ruch von heteronom bestimmter Pseudowissenschaftlichkeit wird die Erklärung, man kann es drehen und wenden wie man will, auch einfach nicht los.

    Sie sollten sich wirklich mal fragen, ob Sie da nur mit Leuten in einem Boot sitzen, die Homosexualität „kritisch“ und „wissenschaftlich“ hinterfragen oder ob nicht vielleicht die Interesselosigkeit bei vielen der Unterzeichner eher darin besteht, irgendwelche Belege zur Kenntnis zu nehmen (und die gibt es, sonst wäre die etablierte Wissenschaft nicht zu dem Schluss gekommen, Homosexualität sei Anlage), die nicht den eigenen religiösen Überzeugungen entsprechen.

    Ihnen aber gleichfalls alles Gute
    Niko

  19. DaDe

    Es ist mir relativ egal was und warum Frau Düsing etwas macht.

    Ich persönlich habe aber angesichts steigender homophober Tendenzen die mittlerweile dazu tendieren offentlich darüber zu diskutieren ob ich therapiert werden muss, einfach nur Angst. Ich habe Angst um mich, mein Leben, meine Beziehung, meine Freund und einen Teil meiner Kultur der durch diese Person angegriffen wird in einer für mich unerträglichen Art und Weise indem über einen unveränderlichen (!) Teil meiner Person über eine so herablassende Art und Weise geredet wird im Kreise einer Gesellschaft die mit Reparativtherapien sein Geld verdient und in den USA und anderen Ländern in Kreisen involviert ist die Umerziehungslager für Jugendliche betreiben. Nein, das ist keine freie Meinungsäußerung. Freiheit und freie Meinungsäußerung hat Grenzen! Diese finden sich auch in allgemein festgelegten Grundsätzen wider (Volksverhetzung, Verbot des Leugnen der Nazi-Verbrechen). Die Freiheit von Frau Düsing hört bei meinem Leben auf. Diesen Anspruch werde ich niemals aufgeben und werde im Sinne der Freiheit gegen diese Frau protestieren!

    Im übrigen sind manche Sachen hier merkwürdig geschildert. Denkt mal darüber nach warum in der schwulen Szene HIV/Aids und andere Geschlechtskrankheiten weiter verbreitet sind! Dafür gibt es simple und von der Fachwelt anerkannte Gründe, die ihre Ursache nicht primär in der Auslebung ihrer sexuellen Neigung haben – ansonsten wäre der Grad der Infizierung mit Krankheiten wesentlich höher.

    Warum benutzen Menschen Kondome? Warum haben sie sie benutzt bevor es HIV/Aids gab und andere schwere Geschlechtskrankheiten wie Syphillis nicht weit verbreitet waren, also die meisten Krankheiten durch eine kurze Therapie behandelt werden können?
    Genau…. Schwangerschaft!

    Warum sollten Schwule verhüten?
    Es gibt keine wirklichen Gründe! Als die HIV-Epidemie dann ihren Anfang nahm verbreitete es sich in der größtenteils ungeschützt verkehrenden schwulen Szene wesentlich schneller, dazu kommt noch die Tatsache, dass das HI-Virus sich durch Analverkehr (egal ob bei Schwulen oder Heterosexuellen) wesentlich schneller verbreitet wird.
    Durch die HIV-Infektion werden andere Krankheiten wie Hepatitis oder Syphillis wesentlich schneller verbreitet als bei Menschen ohne HIV-Infektion. Diese Krankheiten sind leichter übertragbarer als HIV, also wurden dadurch ein erheblicher Teil der Schwulen angesteckt. Innerhalb einer recht kleine Szene halten sich Krankheiten und Infektionen durch einen gewissen Ping-Pong-Effekt wesentlich länger als in großen Gruppen wie der heterosexuellen Allgemeinbevölkerung.

    Eigentlich recht simpel, oder?!

    Kommen wir zu den anderen Themen: Suizid, Depressionen und andere psychische Krankheiten…

    Ich selbst habe mit 13 überlegt mich umzubringen, wie 70 % aller anderen schwulen Jugendlichen auch, versucht haben es 18 %. Doch warum?
    Nicht weil ich schwul bin…. Sondern weil „schwul“ das Schimpfwort Nr. 1 auf den Schulhöfen ist, weil Kirchenvertreter und andere mir sagen, dass ich Krank bin, weil ich mich mit meinem ersten Freund verstecken muss um nicht verprügelt zu werden, weil ich in einer heterosexuell orientierten Welt aufwachse und mir Vorbilder fehlen.
    Ist es da tatsächlich so ungewöhnlich? Und die Preisfrage: Ist die Homosexualität schuld oder die Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf die Jugendlichen?

    Schwule leiden wesentlich häufiger an Depressionen, stimmt. Warum? Vielleicht weil 50 % aller Schwulen an ihren Arbeitsplätzen wegen Ihrer Sexualität zumindest einmal diskriminiert werden? Weil 12 % aller Schwulen wegen ihrer Homosexualität zumindest einmal einen Job nicht bekommen haben? Weil ältere Schwule durchschnittlich 50 % ihres Freundeskreis verlieren? Über 60 % aller Väter nach ihren Coming-Out keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern haben?

    Nein, hier geht es nicht um Freiheit! Es ist ein verquerer Begriff davon. Dieselbe Freiheit bzgl. Homosexualität hatten die Nazis übrigens auch… Auch Meinungsfreiheit?

  20. Fabian Kaske

    danke DaDe

  21. N. Franz

    @DaDe
    Schade, dass Sie Menschen mit anderen Überzeugungen in die Nähe von Nazis rücken. Übrigens hat Dirk Ludigs von TIMM Eiferer wie Sie als „Queere Jakobiner“ bezeichnet: http://www.queer.de/detail.php?article_id=11509
    Wollen wir wirklich wieder anfangen, über Meinungsfreiheit zu diskutieren? Und ich verbitte mir Nazi-Vergleiche!

  22. DaDe

    @ N. Franz
    Was Dirk Ludigs zu mir sagt, der übrigens schon länger nicht mehr TIMM arbeitet, ist mir eigentlich völlig egal.
    Was er sagt ändert aber nichts an den Tatsachen. Man muss dagegen kämpfen wenn es anfängt… Ansonsten ist es zu vielleicht bald zu spät.

  23. N. Franz

    @DaDe
    Wer Meinungen Anderer nicht toleriert, braucht selber auch keine Toleranz zu erwarten. So einfach ist das. Entweder ganz oder gar nicht.

  24. DaDe

    @ N. Franz:
    Du hast das Ganze nicht verstanden, genau das ist der Kern der Sache.
    Man muss andere Meinung akzeptieren, auch wenn sie einem nicht gefallen.
    Aber Intoleranz muss nicht toleriert werden. So wird ein Schuh draus und angesichts des immensen Schadens den diese Personen anrichten ist es durchaus berechtigt dagegen vorzugehen.
    Und in einer Demokratie habe ich das Problem gegen die Aussagen anderer vorzugehen, auch durch Demonstrationen – auch das ist Meinungsfreiheit.

  25. N. Franz

    @DaDe
    Genau eben nicht. Meinungen muss niemand AKZEPTIEREN, aber er muss sie TOLERIEREN. Wenn ich sage, dass ich einen homosexuellen Lebensstil nicht für das Ideale halte, hat das nichts mit Intoleranz zu tun. Intoleranz wäre, wenn ich einen homosexuellen Lebensstil nicht dulden (tolerare=ertragen) würde, sondern mit welchen Mitteln auch immer dagegen vorgehen würde. Genau das haben die Demonstranten gemacht. Intolerant ist, den anderen nicht stehen zu lassen (Frau Düsing hat Andersdenkende stehen gelassen), während die Demonstranten Frau Düsing nicht toleriert haben. Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden, und die wird durch den LUSK und campus:grün eingeschränkt.
    Einige Gruppen brauchen offenbar Nachhilfe in Sachen Demokratie.

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