Früh beginnt das Tagewerk, im Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Republik freies Wendland

Diesem Motto folgten am Samstag Morgen auch einige Menschen aus den Landkreisen Köln und Düsseldorf. Es hieß früh aufstehen, denn um 13 Uhr sollte die bundesweite Demo in Gorleben beginnen.
Der Bus der NRW-Grünen startete um 4:30 Uhr in Köln und war um 5:15 Uhr in Düsseldorf. Vor uns lag eine lange Busreise. Um ca. 11 Uhr erreichten wir den Landkreis Lüchow-Dannenberg, doch plötzlich kamen wir nicht mehr weiter, weil unser Bus sich inmitten von ungefähr 100 Treckern befand. Die Trecker wollten von ihrem Standort aus um 13 Uhr in Richtung Demo losfahren. Wir wollten schon früher am Startpunkt der Demo sein und beschlossen deshalb uns zu Fuß auf den Weg zu machen. Das Camp von X-tausendmal-quer, wo wir unsere Nächte zu verbringen planten, lag auf dem Weg zur Demo, also nahmen wir unser Gepäck gleich mit, ließen es im Camp und machten uns schon einmal mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut. Die Töpfe des Kochkollektivs „Rampenplan“ dampften schon. Auf dem weiteren Weg kamen wir nicht an einem Besuch in der „Republik freies Wendland“ vorbei, und ließen uns einen Pass ausstellen.

Grüner Block auf der Demo

Grüner Block auf der Demo

Um etwa 13 Uhr kamen wir dann am Startpunkt der Demonstration an. Hier hatte sich schon ein großer grüner und junggrüner Block gebildet und mit „GRÜN stellt sich QUER!“-Buttons ausgestattet. Die Demonstration ging dann relativ pünktlich los. Insgesamt hatten sich über 16.000 Menschen versammelt um gegen die Atomenergie und den Transport des Atommülls in das Zwischenlager Gorleben zu demonstrieren.

Goldenes Meer

Goldenes Meer

Nach etwa 2 Stunden hatten wir den Endkundgebungspunkt erreicht. Hier gab es warme vegane Suppe, Kaffee mit Sojamilch und Tee für die durchgefrorenen DemonstrantInnen. Während der Demonstration waren Gerüchte zu hören, nach denen die Demonstration sich direkt in eine Massensitzblockade von x-tausendmalquer vor dem Zwischenlager wandeln sollte. Da wir nicht genug warme Kleidung für die Nacht hatten, beschlossen wir noch kurz in das Camp zurückzukehren. Dort packten wir unsere Sachen, bloggten ein wenig, stärkten uns mit Tee und Abendessen und machten uns später am Abend auf den Weg in Richtung Blockade am Zwischenlager. Dort war die Stimmung sehr gut. Ein goldenes Meer von Rettungsdecken wärmte die BlockierInnen. Die Nacht war bei 2° ohne lange Teepausen nur sehr schwer zu ertragen.

Durchgefroren machten wir uns am Sonntag Morgen auf in Richtung Camp, um uns wieder richtig aufzuwärmen. Im Essenszelt des Camps waren mehrere Heizstrahler aufgestellt, die uns ordentlich durchwärmten. Nach einiger Zeit begann es zu regnen, und wir waren froh das wir uns im Camp befanden. Die verregnete Zeit verkürzten wir uns mit Schnippel- und Abwascharbeiten. Nach einiger Zeit kamen viele Fahrzeuge an unserem Camp vorbei und einer der KöchInnen rief etwas von „waterwerfers“. Wir gingen auf die Straße, um festzustellen, dass mehrere Wasserwerfer und Räumpanzer auf der Straße Richtung Zwischenlager standen. Aufgehalten wurden die Fahrzeuge von einer Menschenmenge und drei Treckern.

Am Abend machten wir uns auf den Weg Richtung Blockade. Hier hatten die BlockiererInnen mittlerweile Zelte gebaut um dem Regen und der Kälte zu trotzen. Nachdem klar wurde, dass der Castor durch viele Blockadeaktionen nicht vor der Nacht Dannenberg erhalten würde, wurde die Stimmung ausgelassener. Eine Sambatruppe sorgte für die musikalische Untermalung und eine Komödiantin aus dem Musenpalast kam zu uns. Durch die große Unterstützung in der Bevölkerung waren viele Schlafsäcke, Decken, Planen und Strohsäcke vorhanden, um uns eine gute und warme Nacht zu bescheren. Nachdem wir unser großes Transparent an den Bäumen vor dem Zwischenlager befestigt hatten, richteten wir unser Nachtlager ein. Am Montag Morgen wurde klar, dass die Umladung der Castorbehälter vom Zug auf die Tieflader erst bei Behälter vier von elf angekommen war.

Um 11 Uhr hörten wir auf Radio „Freies Wendland“ von zwei Betonpyramiden, im Umfang von ein mal ein Meter, die in Grippel auf die Straße vom Himmel gefallen waren, und in denen, seit dem Versuch diese zu entfernen, acht Menschen von der „Bäuerlichen Notgemeinschaft“ festgekettet waren. Gleichzeitig waren auf der Nordstrecke in Quickborn 47 Trecker zum Erliegen gekommen, die mit unterschiedlichen Defekten ausgestattet waren. Die Stimmung in der Blockade vor dem Zwischenlager war dementsprechend gut. Als dann noch 8 AktivistInnen von Greenpeace sich direkt vor dem Verladebahnhof in Danneberg an einem Tieflader festhingen, fühlte man sich schon fast als Sieger.

Blockade vor dem Zwischenlager

Gegen 14 Uhr wurde dann langsam klar, dass die Räumung der Sitzblockade durch die Polizei nah war. Die Polizei fing an „Hamburger Gitter“ um die gesamte Transportstrecke auf der Straße zwischen Gorleben und dem Zwischenlager zu platzieren. Nach einigen Aufforderungen die Strecke zu verlassen und uns zu entfernen, und einigen Platzverweisen fing die Polizei an die Sitzblockade direkt am Zwischenlager zu räumen. Innerhalb der nächsten drei Stunden räumte die Polizei mal ruppiger, mal weniger ruppig, die gesamte Blockade. Da wir ganz am Ende der Blockade saßen, waren wir ganz am Ende dran.

Nach unseren ruppigen Abtransport machten wir uns auf den Weg Richtung Camp. Nach etwas Stärkung und Entspannungszeit beschlossen wir uns nochmal auf dem Weg zu machen, um den Castor doch nochmal zu Gesicht zu bekommen und den Widerstand zu unterstützen. Am Infopunkt fragten wir nach Möglichkeiten der Blockade auf der restlichen Transportstrecke. Wir hörten von 1000 Menschen, die sich in Laase befanden. Wir beschlossen über Dünsche nach Laase zu gelangen. Mit einem Franzosen und einer Flasche Glühwein machten wir uns auf den Weg. In Dünsche fanden wir eine Mitfahrgelegenheit. In Laase angekommen beschlossen wir uns auf den Weg nach Grippel zu den Betonpyramiden zu machen. Nach einem Marsch durch mehrere Wiesen erreichten wir Grippel. Dort hatte sich rund um die BlockiererInnen eine große Menschenmenge gebildet. Mittlerweile waren 4 BlockiererInnen durch die Polizei aus dem Betonpyramiden befreit. Es gab warme Suppe und auf einer Bühne wurde Musik gespielt. Nach einer Stunde gingen wir zurück nach Laase in den Musenpalast. Dort gab es Kulturprogramm und kulinarische (leider nicht vegetarische) Genüsse. Nach einiger Zeit wurde durchgesagt, dass alle BlockiererInnen frei sind und mit der Fahrt des Castors in Kürze gerechnet wird. Das Kulturzeit leerte sich sehr schnell. Mit einem „Passt auf euch auf“ wurden wir in die Nacht verabschiedet. Direkt wurden wir in eine Wiese gewiesen. Dort hatten einige Autonome und AnwohnerInnen Heuballen entzündet, um die nahe Transportstrecke zu vernebeln. An den Feuern wärmten sich lokale Jugendliche, aber auch ältere AnwohnerInnen. Auf einer Bühne wurde Punk- und Skamusik gespielt. Die Polizei an der Transportstrecke hatte diese mit 4 Wasserwerfern und einer langen Polizeikette gesichert. Den Menschen in dem Rapsfeld wurde mit dem Einsatz von Wasserwerfern gedroht, falls diese sich der Transportstrecke unter 50m näherten. Auch wenn keiner so nah an die Strecke herankam, wurden die Wasserwerfer massiv eingesetzt und immer wieder Greiftruppen in das Feld geschickt. Als der Castor auf der Straße an uns vorbeifuhr, waren die Wasserwerfer im Dauereinsatz. Nachdem der Castor vorbei war, probierte die Polizei noch ein bisschen Stress zu machen, indem Greiftruppen wiederum in das Rapsfeld geschickt wurden.

Während des Trampens zurück hörten wir bei „Radio freies Wendland“, dass der Castor um 0:30 Uhr das Endlager erreicht hat. Bei einem Glühwein im Camp ließen wir das Castorwochenende ausklingen.

Der Originalbericht befindet sich unter: gruene-in-bewegung.de