Ganz Köln gegen Rassismus

Ganz Köln gegen Rassismus

Am Freitag Nachmittag reisten wir nach Köln. Schon in der Bahn trafen wir erste Mitdemonstrierende und starteten vereinzelnd auch noch letzte Mobilisierungsversuche. Im KV-Büro am Ebertplatz fand es am späten Nachmittag dann das letzte Vorbereitungstreffen statt. Hier wurden unser Blockadepunkt und die Blockadetaktik bekanntgegeben. Wir teilten unsere graue Gruppe in 3 Untergruppen auf, um im Notfall mehrere Blockaden an der Straße zu bilden.

Währenddessen hatten einige AntifaschistInnen schon am Nachmittag „pro köln“ den Auftakt ihres Kongresses vermiest. Die angekündigte Pressekonferenz konnte nur unter sehr erschwerten Bedingungen stattfinden. Das Bezirksrathaus in Köln-Niehl, wo „pro köln“ tagen wollte, wurde kurzfristig vom Bürgermeister für eine Bezirksversammlung genutzt und stand somit den RassistInnen nicht zur Verfügung. Das ersatzweise angemietete Schiff wurde innerhalb von kürzester Zeit von einigen AntifaschistInnen fahruntüchtigt gemacht. Nun hatte der Kapitän des Schiffes aber Angst anzulegen, weil an jeder Anlegestelle AntifaschistInnen warteten. So mussten die „pro köln“-Funktionäre mehrere Stunden auf dem Schiff ausharren und trieben über den Rhein. Um 16:30 Uhr konnten die PressevertreterInnen und die RassistInnen das Schiff verlassen. Allerdings hatten sich sowohl BusfahrerInnen als auch TaxifahrerInnen geeinigt keine RassistInnen zu transportieren. Deshalb dauert es noch sehr lange bis die „pro köln“-Funktionäre wegfahren konnten. Ihr Hotel hatte zu diesem Zeitpunkt schon die Verträge aufgelöst, und sie mussten sich eine neue Unterkunft suchen. Die Stadtrundfahrt von „pro köln“ zu besonders gefährdeten Punkten in Köln wurde von der Polizei untersagt, weil sie sich zu spät und unzureichend informiert fühlte, und somit die Sicherheit nicht gewährleisten konnte.

Nach unserer Besprechung machten wir uns auf dem Weg zum Heumarkt, um unseren Blockadepunkt und die Situation am Heumarkt zu beobachten. Der Heumarkt war zu dieser Zeit schon abgeriegelt und viele Straßensperren kündigten das Stadtbild des Folgetages an. Nach einem Rundgang um den Heumarkt herum, gelangten wir schlussendlich doch noch zum Heumarkt. Dort wurde die mitgebrachte Straßenkreide gebraucht, um dem „Kongress“ gebührend zu begrüßen. Nachdem wir unseren „haut ab pro köln“ Schriftzug auf dem Platz bekommen hatten, fing die Polizei plötzlich an, sich für unser Treiben zu interessieren. Nachdem der Schriftzug über Funk übermittelt wurde, kam man auf die Idee unsere Identität zu überprüfen. Dies dauerte ungefähr eine Viertelstunde, nach der wir dann einen Platzverweis für den Heumarkt bis Sonntag 24 Uhr erhielten.

Nach einer (meist) vegetarischen Stärkung wollten wir uns die Antifa-Demo anschauen, die um 20 Uhr am Hauptbahnhof gestartet war. Da es schon 21 Uhr war, brauchten wir einige Zeit und den Infoticker, um diese zu finden. Auf der Antifa-Demo waren mindestens 2000 AntifaschistInnen. Außer ein paar Feuwerkskörpern und einer Flasche, die eine Scheibe eines Polizeifahrzeugs zerstörte, blieb die Demo friedlich. An der Malzmühle in der Nähe des Heumarkts wurde die Demo um 22:30 aufgelöst. Daraufhin gab es noch kleine Rangeleien in der Innenstadt.

Die Schlafplätze in der Grünen Geschäftsstelle waren fast ausgebucht – zwei von uns haben sogar erst in der Küche ihren Schlafplatz gefunden. In der Nacht wurden den später Angereisten unsere Strategie erklärt und Fragen zum Thema Verhalten auf Demos und rechtliche Informationen vermittelt.

Treffen am Gürzenich

Treffen am Gürzenich

Am Samstag hieß es früh aufstehen und nur kurz frühstücken – denn für 8:15 Uhr war unser Treffen am Gürzenich angesetzt. Mit über 30 Personen zogen wir aus der KV Geschäftsstelle in Richtung Innenstadt ab. Die drei Bezugsgruppen innerhalb unseres grauen Blockadetrupps, hatten kurze Besprechungen. Der Startschuss zu den Blockaden verzögerte sich, so dass erst etwa eine Stunde später unsere Blockadegruppe sich Richtung Bolzengasse aufmachte. Dort angekommen, richteten wir unser Lager ein und nach einigen Minuten war die grüne Blockade mit Allerlei Bannern, Fahnen, Spuckies und Aufklebern verschönert. Wir bildeten eine Sitzblockade direkt an den Drängelgittern der Polizei und riegelten den vollständigen Straßenraum ab. Im vorderen Teil der direkten Blockade hatten sich einige Teilnehmer zu einer flexiblen Stehblockade formiert um Kongressteilnehmer zu blocken. Unser erklärtes Ziel war es: gemeinsam mit friedlichen Mitteln alle Kongressteilnehmer an dieser Straße am Durchkommen zu hindern.

Grüne Blockade

Grüne Blockade

Dies ist uns auch, bis auf einen Skinhead, auch gelungen. Nachdem sich ein Nazi-Skinhead sich durch unsere Blockade den Weg „gebahnt“ hatte mussten wir unsere Taktik erweitern. Es wurde eine Art Pufferzone vor unserer Blockade eingerichtet und eine weitere Stehblockade unmittelbar an der Straßenecke Bolzengasse/Steinweg gebildet. So konnten wir schon vor unserer richtigen Blockade immer wieder proNRW’ler und andere Kongressteilnehmer früh abfangen auch erfolgreich abdrängen. Selbst ein Versuch der Polizei einen proNRW“ler durch die „GRÜNEN“ hindurch zu eskortieren musste nach 5 Minuten abgebrochen werden. Neben diesen unerfreulichen „Besuchern“ wurden wir auch von der Clownarmee und den „Roten Funken gegen braune Halunken“ besucht und unterhalten. Zur moralischen und personellen Unterstützung unserer Blockade kamen neben Monika Düker (MdL) auch Kai Gehring (MdB) und Volker Beck (MdB) vorbei.

Clowns brachten Stimmung in die Blockade

Clowns brachten Stimmung in die Blockade

In den nächsten Stunden kamen die meisten Informationen über den WAP-Ticker von hingesetzt.mobi. Schon schnell war klar, der Tag wird ein Reinfall für die RassistInnen von „pro köln“. In der Nacht wurde eine Signalanlage auf der Bahnstrecke zwischen Köln/Bonn Flughafen und Köln Deutz beschädigt und die Bahnstrecke unbefahrbar. Kurz nach 10 Uhr glückte dann die Besetzung des Bahnhofs Messe/Deutz und der Deutzer Brücke. Damit war klar: Alle Zufahrtswege sind blockiert, die RassistInnen hängen am Flughafen fest.

Etwa 50 RassistInnen hatten es trotz unserer Blockaden geschafft auf den ‚Heumarkt zu gelangen. Diese fingen ohne jegliche rechte Prominenz mit ihren Kongress an. Die Polizei wollte aufgrund von Ausschreitungen in der Nähe des Hotels „Maritim“ nicht für die Sicherheit der RassistInnen garantieren, und verbot daraufhin dem Grüppchen ihren Kongress. Als diese sich weigerten den Kongress zu beenden wurde ihnen der Strom abgedreht. Währenddessen wurde im Flughafen, wo etwa 250 sogenannte „autonome Nationalisten“ und „pro köln“-Anhänger und ausländische Gäste waren, eine Pressekonferenz veranstaltet, in der wütend auf den Islam geschimpft wurde. Auch wurde sich beklagt, dass die Polizei nicht den Weg zum Heumarkt mit Wasserwerfern freigeräumt hat. Näheres im Störungsmelder.

Feiern nach der Einnahme des Heumarkts

Feiern nach der Einnahme des Heumarkts

Bis zur Freigabe des Heumarktes vergingen noch viele Stunden, aber um 17 Uhr konnten wir unseren Erfolg vor unserem Kreidekunstwerk vom Vorabend bei einem Kölsch feiern. Insgesamt haben am Wochenende mehrere 10.000 Menschen in Köln „pro köln“ gezeigt, dass sie und ihre islamfeindliche Hetze in Köln keine Chance haben. Bleibt zu hoffen, dass bei der nächsten Kommunalwahl ein ähnlich breites Bündnis gegen den erneuten Einzug in den Stadtrat von „pro köln“ kämpft und die WählerInnen sich von Ihnen abwenden.

Originaltext auf: gruene-in-bewegung.de