Hunderttausende junge Menschen gingen in den letzten Jahren gegen die Missstände in unseren Schulen, an den Hochschulen und auf dem Ausbildungsmarkt auf die Straße. Sie bestreikten den Unterricht und besetzten die Hörsäle. Damit setzten sie die Abschaffung der Studiengebühren und der Kopfnoten sowie die Wiedereinführung der Drittelparität für die Schulkonferenzen durch.
Außerdem wird darüber diskutiert, die Hochschulen demokratischer zu gestalten und Bachelor/Master zu überarbeiten. Das zeigt: Wir können etwas erreichen, wenn wir uns gemeinsam für unsere Interessen einsetzen. Jetzt kommt es darauf an, etwas für grundsätzliche Reformen zu tun, denn es gibt noch genug Probleme. Auch der sogenannte „Schulfrieden“ löst diese nicht.
Immer noch werden Kinder nach der 4. Klasse aussortiert; Studien- und Ausbildungsplätze sind ein umkämpftes Luxusgut und ständiger Leistungsdruck raubt uns jeden Spaß am Lernen. Repressionen, wie Elektroverbote in der Schule und Zwangsexmatrikulationen in den Hochschulen, sind der Alltag. Indem es uns in Angst vor der Zukunft hält und gegeneinander ausspielt, soll das Bildungssystem vor allem billige und brave Arbeitskräfte heranziehen. Genau die gleichen Mechanismen wirken auf dem Arbeitsmarkt: Hartz 4 und prekäre Arbeitsverhältnisse sichern keine Arbeitsplätze, sie dienen dem Interesse der Unternehmen.
VerliererInnen sind nicht nur wir, sondern die Gesellschaft als ganzes. Wie können wir an einer Lösung für so drängende Probleme wie Armut, Wirtschaftskrise, Unterdrückung, Krieg und Klimawandel arbeiten, wenn jedeR von der Schule an nur noch damit beschäftigt sein soll, nicht in der Konkurrenz unterzugehen?
Die Konkurrenz um Studien- und Ausbildungsplätze hat sich in diesem Herbst weiter verschlimmert, weil die Wehrpflicht wegfällt und die doppelten Abiturjahrgänge da sind. Die Hochschulen platzen aus allen Nähten und weisen massenhaft BewerberInnen ab, die auf den ohnehin überfüllten Ausbildungsmarkt strömen.
Angeblich ist in einem der reichsten Länder der Welt, das für hunderte Milliarden Euro Banken vor sich selbst rettet und Krieg führt, kein Geld da für mehr Studienplätze oder auch nur ein bezahlbares Mittagessen an Schulen.
Gleichzeitig wächst das Vermögen der reichsten 10 % der Bevölkerung (denen über 60% des gesamten Vermögens gehören) jede Sekunde um mehr als 8.100 EUR¹. Alle Bildungsausgaben zusammen – von der Kita bis über das Studium hinaus betragen dagegen nur 3.800 EUR pro Sekunde². Würden also die reichsten zehn Prozent einen Teil ihrer zusätzlichen Gewinne als Steuern abgeben, wären damit alle notwendigen Verbesserungen bezahlbar.
In Chile und in Spanien hat sich dieses Jahr eine ganze Generation gegen Bildungsabbau und Perspektivlosigkeit erhoben. Die Politik kann sie nicht mehr ignorieren. Machen wir selbst Geschichte – kämpfen wir gemeinsam für unsere Zukunft, statt uns gegeneinander ausspielen zu lassen!
Wir wollen ein ausreichend mit öffentlichen Mitteln finanziertes Bildungssystem, das allen, unabhängig von sozialer Herkunft, Zuwanderungsgeschichte und finanziellen Möglichkeiten gute Arbeit ermöglicht. Bildung und Arbeit müssen jedeN befähigen, kritisch und selbstständig zu denken und kooperativ zu einer demokratischen, gerechten und menschlichen Gesellschaft beizutragen.
Raus auf die Straße zur Demo am 17.11. (weitere Informationen bald hier)!
Wir, SchülerInnen, StudentInnen und Azubis fordern:
Bildung und gute Arbeit für alle
- Eine Schule für alle
- Studien- und betriebliche Ausbildungsplätze für alle
- „100% Übernahme“ – Die Auszubildenden nach Beendigung der Lehre in ein Vollzeitarbeitsverhältnis übernehmen
- gesetzlicher Mindestlohn
- Abschaffung von prekären Arbeitsverhältnissen, sowie von Zeit- und Leiharbeit
Lernen, forschen und arbeiten für persönliche Entfaltung und gesellschaftlichen Fortschritt statt für Profite
- Lernen braucht Zeit, keinen Leistungsdruck: G8 und Regelstudienzeiten abschaffen
- Modularisierung des Studiums und credit points abschaffen; Vollstudium (z.B. Master) für alle
- Bildung für den Frieden: Bundeswehr und Rüstungsindustrie raus aus allen Bildungseinrichtungen
- Alle Gremien paritätisch besetzen und undemokratische Hochschulräte abschaffen
Bedarfsdeckende öffentliche Finanzierung statt Kürzungspolitik
- Abschaffung der Bildungsgebühren von der Kita bis ins hohe Alter; elternunabhängiges BAFöG
- Mehr LehrerInnen, maximal 20 SchülerInnen pro Klasse
- gewünschter Kitaplatz für jedes Kind
1 Quelle: Wochenbericht des DIW Berlin Nr.4 / 2009
2 Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland
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