Zum kommenden Wintersemester werden in ganz NRW die alten Lehramtsstudiengänge auf Bachelor (BA) und Master (MA) umgestellt. An vielen Unis läuft schon seit Jahren ein Modellversuch, Köln ist da eine der wenigen Ausnahmen, die bis zu diesem Semester Lehramt mit Staatsexamen angeboten haben. Und das scheint im Chaos für die neuen, aber auch die alten Lehrämtler zu enden.
Alle diejenigen, die sich jetzt für ein BA/MA-Lehramt informieren und dies dann ab dem WS studieren möchten, werden bemerken, dass die Uni noch lange nicht so weit ist, wie es die gesetzlich geregelte Einführung eigentlich vorausgesetzt hätte. Um Beratungs-, Informations- und Prüfungsorganisation und vor allem das nun obligatorische Praxissemester zu koordinieren, wurde – wie schon an anderen Unis seit Jahren bestehend – ein „Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL)“ gegründet, das sich der Umstellung und der daraus folgenden Arbeit annehmen sollte. Eine Mammut-Aufgabe, für die die Uni anscheinend nicht bereit ist, die dringend
benötigten personellen und finanziellen Mittel bereitzustellen. Es fehlt an Zeit und Geld, alle Aufgaben, besonders diese, die ab dem Semesterbeginn mit der Aufnahme der neuen Studierenden erfolgen, zu bewältigen. So muss im ZfL u.a. die Wahl getroffen werden, ob man lieber eine Infomationshomepage oder eine persönliche Beratung schaffen möchte. Eigentlich dürfte das keine Frage des Entweder-Oder sein, für beides fehlt jedoch anscheinend das Geld. Gerade als man sich mit den Fakultäten geeinigt hat, welche Aufgaben diese (aus der Not geboren: zu viele) und welche das ZfL übernimmt, kommt KLIPS und beschwert sich, dass erst 29 von 104 Studiengängen ins System übertragen wurden, und so ein reibungsloser Betrieb zum Semesterstart nicht gewährleistet werden kann.
Das heißt: Die Studierenden beginnen ihr Studium und können sich weder für Veranstaltungen anmelden, noch ihre Prüfungsleistungen registrieren lassen. Wie kann das sein? Ganz einfach: Die Prüfungsordnungen vieler Studiengänge sind noch gar nicht akkreditiert worden und daher auch noch nicht rechtsgültig. Die Interessierten für Lehramt BA/MA, die nun zur Zentralen Studienberatung oder denen der Fächer gehen, werden keine verbindliche Beratung erhalten, da die Studiengänge, die im WS eingeführt werden müssen, de facto noch gar nicht existieren.
Noch existieren die alten Studiengänge auf Staatsexamen. Doch wie lange noch?
Darüber wird nun diskutiert und es ist fraglich, ob die Uni die menschliche Einsicht hat. Denn bei der Umstellung von Magister auf BA/MA wurde ein Zeitraum benannt, in dem alte Magisterstudierende noch ihre Zwischenprüfung ablegen konnten. Dies könnte nun auch den künftigen „alten“ Lehramtsstudierenden bevorstehen; der Zeitraum von sieben Semester ab der BA-Einführung wird hier für all jene gehandelt, die als letzte für das auslaufende Staatsexamen eingeschrieben haben. Zwangsexmatrikulationen wären dann auch hier die sichere Folge für die, welche die Deadline nicht einhalten können.
Gegen dieses Chaos mehrt sich nun Widerstand. Um sich die nötige Zeit zu nehmen und beim BA/MA vielleicht auch grundsätzlich nachzubessern, soll nach einer Initiative der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW-Studis) das geltenden LehrerInnenausbildungsgesetz (LABG) mit einer Moratorium belegt werden und so vorerst die Einführung von BA/MA im Lehramt gestoppt werden. Das
LABG ist ein Überbleibsel der letzten schwarz-gelben Landesregierung. Die rot-grüne Landesregierung sollte sich überlegen, wie sie das Tigerenten-Gesetz reformieren möchte. Ein Moratorium wäre hier der erste, richtige Weg.
(von Max Christian Derichsweiler)
Erschienen in der grün:fläche im Sommersemester 2011
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