Am Mittwoch, den 20. April, will die Burschenschaft Germania ein sogenanntes „Couleur-Frühstück“ im E-Raum durchführen.

Studierende rufen dazu auf dies durch friedliches Besetzen aller Tische und kreative Aktionen im E-Raum zu verhindern.

Treffpunkt für Gegenaktivitäten ist am Mittwoch, 20. April, um 9 Uhr vor dem E-Raum im Hauptgebäu­de der Universität.

Kein Fußbreit den Burschenschaftlern!

Edit: Leider mussten wir die Kommentarfunktion für diesen Artikel abschalten, da einige Burschaftler, die auf die Aktion aufmerksam geworden sind, sich nicht benehmen konnten.

Die Kölner Burschenschaft Germania
Honoriger geht’s kaum. Wer die Referentenliste der “Marienburger Gespräche” durch­sieht, die die Kölner Burschenschaft Germania regelmäßig veranstaltet, findet dort hoch­rangige Personen ganz unterschiedlicher Couleur. Der Erste Parlamentari­sche Geschäfts­führer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion trat ebenso schon bei der Germania auf wie ein SPD-Politiker, der einst Präsident des Europaparlaments war. Prominenz von FDP und Grünen gastierte bereits in dem schwarz-weiß-rot beflagg­ten Haus am Bayenthalgürtel. Und selbst ein ehemaliges Mitglied des SED-Politbüros fand dort öffentlich Gehör. Wie kann man da behaupten, die Germania sei eine rechtslastige Organisation?

Die Antwort bietet ein Blick auf die Besonderheiten von Burschenschaften. Sie hän­gen, wie alle anderen Studentenverbindungen auch, mit ihren überkommenen Bräu­chen und (Trink-)Ritualen einem konservativen Weltbild an. Sie nehmen nur deut­sche Männer auf; die meisten Burschenschaften, darunter die Germania, führen au­ßerdem Zweikämpfe mit scharfen Fechtwaffen (“Mensuren”) durch, bei denen es zu schmerzhaften Wunden und Narben (“Schmisse”) kommen kann. Sie sind stark tradi­tionsfixiert, und sie sind “Lebens­bünde”: Wer als Student eintritt, wird nach dem Ende des Studiums “Alter Herr” und bleibt im Normalfall sein Leben lang Mitglied.

Daher muss sich, wer die Kölner Burschenschaft Germania einschätzen will, auch mit ih­rer Vergangenheit befassen. Diese aber zeigt zahlreiche Ausflüge nach rechtsau­ßen. “Frei­heit für Königsberg!” lautete ein Aufruf, den 1992 mehrere “Germanen” un­terschrieben. Der Appell, Russland das Kaliningrader Gebiet zu entreißen, wurde in der rechten Jungen Freiheit gedruckt. Ein Jahr später wurde im Namen der Burschen­schaft ein Flugblatt ver­teilt, in dem der von den Nazis gefeierte Rechtsterrorist Albert Leo Schlageter als “Vorbild der deutschen Jugend” gepriesen wurde. Anfang der 1990er Jahre wehte der Wind bei der Germania also stark von rechts.

Dies trifft auch auf die 1970er Jahre zu. 1977 war in Köln eine hochschulpolitische Gruppe rechts vom RCDS gegründet worden, der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS). Die Grün­dung fand im Haus der Germania und unter Teilnahme von acht Germanen statt. Der Rechtsaußenverband RFS stand später, in den 1980er Jahren, unter der Lei­tung des heuti­gen Pro Köln-Chefs Markus Beisicht. 1978 berichtete Klaus Kunze in ei­nem rechten Stu­dentenblatt über den RFS. Kunze war 1974 in die Germania einge­treten und wurde von ihr noch 1995 als Mitglied geführt. Er ist Rechtsanwalt und ver­teidigt heute Neonazis, zu­letzt in einem Prozess, bei dem u.a. der stellvertretende Vorsitzende der NRW-NPD sowie “SS-Siggi” Siegfried Borchardt vor Gericht standen. Zu den Verteidigern gehörte auch Mar­kus Beisicht.

Die Geschichte der Kölner Burschenschaft Germania zeigt: Ihr politischer Auftritt hängt stark davon ab, welche Vorlieben die gerade aktiven Mitglieder haben. Unter den “Alten Herren” sind viele, die während ihrer Aktivenzeit Rechtsaußen-Aktivitäten mitgetragen ha­ben. Ob und wann die Germania wieder zu solchen Aktivitäten über­geht, bleibt abzuwar­ten.