Let’s go to the mall – today?

Welchen Einfluss hat der mögliche Bau eines neuen Einkaufszentrums auf Ehrenfeld?

Vielleicht können mit dem Namen Heliosgelände nicht alle etwas anfangen, trotzdem werden die meisten Student_innen zumindest Teile davon schon einmal besucht haben. Es handelt sich dabei nämlich um das große Gelände in Ehrenfeld, wo Gürtel und Venloer Straße aufeinander treffen und auf dem sich, neben dem etwas deplatziert wirkenden, dennoch wunderbar ästhetischen Leuchtturm, unter anderem das Underground befindet. Auch verschiedene Ateliers, Bars und Unternehmen finden dort ihren Platz. Und obwohl einige Teile davon brachliegen, macht diese Ecke viel vom Flair des charmanten „Veedels“ Ehrenfeld aus, das mit einer bunten Vielseitigkeit von Einzelhandelsunternehmen aller Art daherkommt und so manche Schätze bietet, nach denen man im Rest Kölns vergeblich sucht. Nun hat sich der Besitzer des Geländes, Bauwens Real Estate, überlegt, die riesige Fläche effektiver zu nutzen. Geplant ist, neben Büros und Wohneinheiten, ein riesiges Einkaufszentrum zu bauen – der Titel des Projektes ist „Helios-Höfe“. Mit einer Fläche von 20.000 m² soll dieses etwa so groß sein wie die Köln Arcaden in Kalk, welche immerhin 27.000 m² umfassen und in der Kritik stehen, dem Einzelhandel auf der Kalker Hauptstraße schwer zugesetzt zu haben. Das Underground würde nach derzeitigem ersten Entwurf einem Parkplatz weichen, weitere Einrichtungen an diesem Ort würden ebenfalls verloren gehen. Viele Einzelhändler_innen auf der Venloer Straße sehen sich in ihrer Existenz gefährdet, sollte das Projekt umgesetzt werden. Öffentliche Räume sind in der bisherigen Planung nicht vorgesehen.

Die alte Arbeitersiedlung Ehrenfeld ist den Neunzigern Opfer einer so genannten Gentrifizierung, also Aufwertungspolitik, geworden. Ähnliches erlebt man auch in Hamburg mit dem Schanzenviertel oder in Berlin-Friedrichshain. Die Eröffnung eines Einkaufszentrum in diesem Ausmaß würde den Grundstein für weitere Umstruktierungsprozesse legen, die den Charakter des Viertels nachhaltig verändern und etwa sozial benachteiligte Mieter_innen durch steigende Immobilienpreise vertreiben würden.

Die Stadt Köln hat bereits eine Potenzialanalyse durchführen lassen, bei der es unter anderem darum geht, zu prüfen, inwieweit der bereits bestehende Einzelhandel – der zusammengenommen selber etwa 30.000 m² umfasst – durch ein derart großes Gewerbegebiet ergänzt werden kann. Dort wird unterstrichen, dass darauf geachtet würde, keinen „konkurrierenden Branchen-Mix“ aufzubauen, welcher den Einzelhandel gefährden könnte. Mögliche Branchen, die in solch einem Einkaufszentrum Fuß fassen könnten, wären Läden mit mittelfristigen und langfristigen Bedarfsbereichen, etwa Bekleidungs- oder Elektrogeschäfte. Überspitzt gefragt: Saturn und H&M in Ehrenfeld? Reichen die gefühlten 150 Filialen rund um die Schildergasse und die Ehrenstraße etwa noch nicht?

Dass bedarfsbereichernde Bebauung in der Realität so nicht unbedingt möglich ist, sollte klar sein – eine solche „Mall“ muss für den Kunden derart attraktiv gebaut sein, dass er sie im besten Fall nicht mehr verlassen muss, um alle seine Erledigungen abzudecken. In einem Zeitungsartikel des Kölner Stadtanzeigers vom 3. August 2010 äußert sich sogar die Bauwens-Gruppe in diese Richtung. Es sollte zwar ein Raum geschaffen werden, der sich mit dem Rest des Viertels vertrage und keine Schwächung darstelle, Überschneidungen ließen sich jedoch nicht ganz ausschließen, wird dort gesagt.

Seit einiger Zeit leistet die „Bürgerinitiative Helios“ nun Widerstand gegen das Baukonzept. Über ihre Webseite, Facebook, Twitter und auch durch Flyer wird das Thema in die Öffentlichkeit gebracht und dazu aufgerufen, Alternativen zu finden, wie das Grundstück besser und vor allem konstruktiver genutzt werden kann. Am 15.09.2010 fand eine öffentliche Planungsvorstellung des Bauherren statt, bei der sich gut 700 Kritiker_innen versammelten und ihren Unmut gegenüber dem Projekt äußern konnten. Gefordert wird vor allem eine größere Beteiligung der Bürger_innen bei der Planung an dem Projekt. Man ist wohl nicht auf taube Ohren gestoßen: Der Bezirksbürgermeister Josef Wirges schien der Idee einer tieferen Bürger_innenbeteiligung nicht abgeneigt. Anfang Oktober hat die Bezirksvertretung Ehrenfeld entschlossen, einen Planungswettbewerb mit Bürger_innenbeteiligung abzuhalten. Ein Schritt in die richtige Richtung, für eine gesunde, konkurrenzfreie Entwicklung Ehrenfelds zu sorgen.

Die Webseite der „Bürgerinitiative Helios“ ist unter http://www.buergerinitiative-helios.de/ zu erreichen.

(von Philip Oeser)

2 Kommentare

  1. Anonymous

    schön zusammengefassr. nur eine sache stört:
    _innen an jeder erdenklichen stelle! muss das sein? liest sich total bescheuert und ist zudem falsch. fehlt nur noch das du auch kölner_innen stadtanzeiger schreibst…

  2. fabian

    Hallo,
    unter http://www.campusgruen.uni-koeln.de/der-gendergap/ findest du eine Erklärung warum wir den Unterstrich, den sogenannten Gendergap, benutzen.
    Viele Grüße
    Fabian

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