Vollversammlung, Aktionstag und Kundgebung
Am Mittwoch dem 23. April
Demokratie statt Marktdiktat
Es geht um jeden, weil es um alle geht!
Von 12 bis 14 Uhr: Vollversammlung in S 76, Philosophikum.
Ab 14 Uhr: Aktionstag und Kundgebung auf dem Albertus-Magnus-Platz:
Alle Statusgruppen der Hochschule sollten sich daran beteiligen!
Demokratie statt Marktdiktat
Die gemeinsamen Angelegenheiten gemeinsam in die Hände nehmen
„Wo die Besten studieren, ziehen die Besten nach: Die Universitäten wählen heute sechzig Prozent ihrer Studenten selbst aus. Davon profitieren die Städte. (…) Neben dem Wunsch, der wachsenden Bewerberzahl bei immer weniger Professorenstellen Herr zu werden, ist es die Suche nach den Topstudenten, die zu den Beschränkungen führt. Schließlich sollen die Absolventen Karriere machen. Und die Universitäten erhalten Prämien für Studenten, die in der Regelstudienzeit ihren Abschluss schaffen, anstatt zu bummeln.“ (Friederike Haupt zum Städte-Ranking der FAZ, http://ranking.faz.net/staedte/article_list.php?txtgrp=18)
„Das Unheil ist, dass es hopp-hopp geht, bergauf und bergab – und dass doch gerade diese Etappe so ziemlich die letzte ist, in der man noch aufnehmen kann; nachher gibt man nur noch und lebt vom Kapital, fünfzigjährige Studenten sind Ausnahmen. Schade ist es. Halt machen können; einmal aussetzen; resümieren; nachlernen; neu lernen – es sind ja nicht nur die Schulweisheiten, die wir vergessen haben, was nicht bedauerlich ist, wenn wir nur die Denkmethoden behalten haben – wir laufen Gefahr, langsam zurückzubleiben … aber es ist nicht nur des Radios und des Autos wegen, dass ich Student sein möchte. Ich möchte Student sein, um mir einmal an Hand einer Wissenschaft langsam klarzumachen, wie das so ist im menschlichen Leben. (…) ›dazu komme ich nicht‹ sagen die Leute in den großen Städten gern, und da haben sie sehr recht. Und bleiben ewig draußen, die Zaungäste.“
(Kurt Tucholsky, „ich möchte Student sein“, Vossische Zeitung, 27.01.1929.)
Hopp, Hopp, Hopp soll es zugehen, in den Hochschulen und überhaupt. Der Takt des Marktes, das Auf und Ab von Renditen und Profiten, soll auch in den Unis das Tempo von Studium und Forschung vorgeben: Nicht die Freude daran, zu begreifen, zu lernen
und zu verbessern, „wie es so ist im menschlichen Leben“, sondern „Karriere machen“ sei Entwicklung.
Daran profitiert auch in den Städten nur eine kleine Elite, während alle sich dafür abrackern sollen, doch nur „Zaungast“ zu bleiben. Dafür gibt’s den finanziellen Druck von Studiengebühren und das erstickende Leistungskorsett von Bachelor/Master, sowie eine neue unternehmerische und demokratiefeindliche Leitungsweise der Uni, durch einen sogenannten „Hochschulrat“. (Nicht mehr der gewählte, teildemokratisch verfasste Senat der Universität soll die Grundausrichtung der Hochschule bestimmen, sondern der Hochschulrat. Dieses nicht gewählte Organ, wird hauptsächlich von Uniexternen Personen, u.a. aus der Wirtschaft, besetzt.)
Für alle soll es dann heißen: Luftholen und blind losrennen. Pauken, pauken, pauken, um von Maluspunkten verschont zu bleiben und irgendwie in die nächste Prüfungsschleife zu kommen. Gleichzeitig gilt es, die Jagd um die knappen Seminarplätze durchzustehen und auf ein gutes Los bei der Zuweisungswillkür von KLIPS zu hoffen. Dann soll man noch einen Job im vollen Stundenplan reinquetschen und trotz all der Entbehrungen ein dauersmartes Lächeln auftragen, denn die Besten müssen ja noch gut drauf sein. Mit Verfügung, Freude oder Menschwerdung hat dieses Programm zum „Topstudenten“ nichts zu tun. Innehalten. Nachdenken. Nachfragen. Widersprechen. Zuwiderhandeln. Neulernen. Zu erkennen ist, dass der Kommerzdrill und die entsprechenden „Hochschulreformen“ für alle aufreibend sind und tief in der Krise stecken: keine dieser Maßnahmen ist dafür da, gesellschaftliche Probleme zu lösen und die Lage der Menschen, an der Uni und überhaupt, zu verbessern. Im Gegenteil: Die Spar- und Privatisierungspolitik der Landesregierung führt dazu, dass an der Uni Köln mittlerweile die Lampen von den Decken der Hörsäle zu fallen drohen und über 2000 Studierende exmatrikuliert worden sind; Mehr Professorenstellen und Seminarplätze gibt es bei der prinzipiellen Unterfinanzierung eh nicht, das löst auch keine KLIPS-Verschleierungssoftware. Sowohl das Rektorat als auch die Landesregierung kommen zunehmend in Schwierigkeiten, diese Zustände zu rechtfertigen oder schön zu reden.
Für einen echten Politikwechsel braucht der allgemeine Unmut und Ärger über diese unerfreulichen Zustände eine gemeinsamen Richtung. Gegen das Diktat des Marktes und der Profitmaximierung, in dem Wahrheitsfindung oder die gesellschaftliche Bedeutung der Wissenschaft keine Rolle mehr spielen, ist es nötig, dass die konkrete Entwicklungsausrichtung der Universität wieder von allen in die Hand genommen wird. Die demokratische Selbstverwaltung der Universität durch alle Ihrer Mitglieder ist Voraussetzung dafür, den allgemeinen Nutzen wissenschaftlicher Tätigkeit zu gewährleisten. Im solidarischen Nein zur Entmündigung und finanziellen Gängelung aller Hochschulmitglieder liegt der erste Schritt, dass an der Universität wieder unter sinnvollen Rahmenbedingungen Vernünftiges für alle geforscht, gelehrt und gelernt werden kann. Dafür werden am Mittwoch dem 23. April eine Vollversammlung und ein Aktionstag stattfinden, unter dem Motto „Demokratie statt Marktdiktat“. Als nächsten Schritt soll es auch in diesem Semester wieder einen Boykott der Studiengebühren geben. Wir rufen alle Mitglieder der Hochschule dazu auf, sich an diesen Aktivitäten zu beteiligen und sich dafür zu einzusetzen, dass dies auch allen ermöglicht wird.
An der Abschaffung von Studiengebühren in Hessen und ihre Modifizierung in Hamburg wird deutlich, dass solidarisches Engagement positive Veränderungen möglich macht. Mehr davon!
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