
Winke, Winke Maluspunkte
Manchmal ist es fast schmerzhaft den Mund zu halten. Bereits am 12. Februar haben wir auf unserer Homepage angedeutet, dass es im Rahmen der Modellakreditierung erfreuliche Neuigkeiten gibt. Da die Sitzungen aber nicht-öffentlich sind, durften wir leider bis heute noch nicht zum Thema berichten. In der vergangenen Woche während des Studienreformtages wurde es nun endlich öffentlich thematisiert:
Die Maluspunkte an der WiSo-Fakultät werden abgeschafft.
Dies ist eine Forderung, die wir bereits seit 2008 in unserem Wahlprogramm stehen haben. Man könnte also sagen, was lange währt, wird endlich gut. Leider dauert es wirklich noch lange: Voraussichtlich 2015 wird die Modellakreditierung durch sein und damit auch die Maluspunkte.
Der Weg dahin war eine lange Strecke. Seit der Einführung gab es Proteste gegen die Maluspunkte. Auch in den Bildungsstreiks wurde immer wieder eine Abschaffung der Maluspunkte gefordert. Die WiSo-Fakultät wurde in regelmäßigen Abständen verklagt und es wurden Mails und Petitionen geschrieben.
Größter Kritikpunkt: Wenn einmal einige Maluspunkte „erworben“ sind, wird jede Prüfungsleistung zur möglichen Knock-Out-Prüfungsleistung. Der psychische Druck steigt enorm. Besonders benachteiligt sind dadurch diejenigen Studierenden, die sich erst an ein universitäres Umfeld gewöhnen müssen und daher in den ersten Semestern bereits einige Maluspunkte sammeln. Vor Allem also Studierende aus Nicht-Akademiker_innenfamilien. Somit sind Maluspunkte nicht nur unnötig, sondern auch sozial ungerecht.
Trotzdem stand in den Sitzungen zunächst zur Debatte, die Maluspunkte auf die gesamte Universität auszudehnen. Dagegen gab es massiven Widerstand. Sowohl von Studierendenseite, als auch von Verwaltungsangehörigen. Leider ist es uns dabei trotz einiger Treffen zum Austausch jedoch nicht gelungen alle studentischen Vertreter_innen auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Maluspunkte einzustimmen. Vertreter_innen von JuSo-HSG und DieLinke.SDS übten sich in Fundamentalopposition und verhinderten so, dass die Student_innen an einem Strang zogen. Die WiSo-Fachschaft / Die Unabhängigen gingen dagegen sehr defensiv zu Werke.
Von den Studierenden der Humanwissenschaftlichen Fakultät wurde schließlich ein Vorschlag gemacht, der die Diskussion wieder öffnete, statt die einfach umsetzbaren Vorschläge Maluspunkte oder Dreiversuchsregelung umzusetzen, wie es einige Beteiligte, die die Sache schnell abhaken wollten, forderten. Erst diese Öffnung führte zu einer relativen Verbesserung der Prüfungsrestriktionen.
Das letztendlich Ergebnis könnt ihr im Modellbericht lesen. Hier ein Auszug:
„Ein wichtiger Baustein der Harmonisierung ist die Parallelisierung des Aufbaus der Prüfungsordnungen. Dies soll durch die Erstellung einer Musterprüfungsordnung erreicht
werden, die eine Orientierung hinsichtlich Struktur und Standardformulierungen bietet.
…
Ein gemeinsames Modell der Versuchsrestriktionen
Bei den Vorüberlegungen über ein gemeinsames Modell der Prüfungsstruktur wurde unter Beteiligung von Studierendenvertreter/inne/n grundsätzlich diskutiert, ob überhaupt und welche nicht bestandenen Prüfungen sanktioniert werden sollen. Mit unterschiedlichen Formen der Sanktionierung sind verschiedene Steuerungsfunktionen, Verwaltungsverfahren sowie letztendlich Studier- und Prüfungsverhalten verbunden. In vielen Studiengängen gibt es „Klippenmodule“, die als besonders schwierig eingeschätzt werden, oder es können besonders wichtige Module identifiziert werden, ohne deren erfolgreichen Abschluss ein Fachstudium nicht sinnvoll absolviert werden kann. Prüfungsordnungen sollten diese
Gegebenheiten berücksichtigen, indem einerseits verantwortungsbewusste Anforderungen aufrecht erhalten werden, auf der anderen Seite Rücksicht auf verschiedene Faktoren genommen wird, die zum Nichtbestehen einer Prüfung führen können.
Die Fakultäten einigten sich auf ein Modell der Versuchsrestriktionen, das diese Überlegungen durch flexible Variationsmöglichkeiten berücksichtigt. Grundsätzlich sind zwei Regelungen möglich:
A. Die Anzahl der möglichen Versuche wird auf 3 gesetzt; sind zum Abschluss eines Moduls mehrere Teilprüfungsleistungen erforderlich, so gilt die dreifache Versuchsregelung für jede Teilprüfungsleistung.
B. Die Anzahl der möglichen Versuche ist nicht limitiert, wird also numerisch auf ∞ gesetzt.
Jeder (Teil-)Studiengang sollte prüfen, welche Module aus fachlichen/didaktischen Gründen mit einer dreifachen Versuchsrestriktion belegt werden (Variante A: „Klippenmodule“).
Zur Reduktion des Prüfungsdrucks sollte jeder (Teil-)Studiengang prüfen, welche Module ohne eine Versuchsrestriktion studiert werden können (Variante B). Die Studierenden erhalten in ihrem Studiengang eine festgelegte Anzahl von Jokern (BA = 3, MA = 2). Diesekönnen im Verlauf des Studiums beliebig eingesetzt werden, um eine formal endgültig nicht bestandene Prüfung einmalig wiederholen zu können. Diese und vorangehende Wiederholungen einer Prüfung können an Prüfungsvoraussetzungen geknüpft werden (z.B. Wiederholung des Moduls, einer Veranstaltung etc.). Der Einsatz von Jokern ist an ein Beratungsangebot geknüpft. Bei Erreichen von mindestens 80% der Leistungspunkte eines Studiengangs (exklusive Abschlussarbeit) kann ein weiterer Joker zur Anwendung kommen („Ass im Ärmel“).“
Dies bedeutet vor Allem für die für die WiSo-Fakultät Verbesserungen, aber auch für Fächer in denen bisher eine strikte Dreiversuchsregelung galt, wie z.B. die Psychologiestudiengänge an der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Im Master an der WiSo ist die Verbesserung am deutlichsten. Dort können statt bisher 36 Maluspunkten, was die automatische Exmatrikulation nach 7 misslungenen Prüfungen bedeutete, nun 52 Prüfversuche unternommen werden. Diese Rechnung hinkt natürlich, da es meist nur wenige Module sind, die Schwierigkeiten bedeuten. Daher wünschen wir uns in diesem Fall, dass in möglichst vielen Fällen die Versuchszahl nicht legitimiert wird.
Für uns steht dabei vor Allem ein positives Menschenbild im Raum, was davon ausgeht, dass Studierende, wenn es ihnen ermöglicht wird auch einen Abschluss schaffen. Statt Restriktionen müssen die Hochschulen ein lernfreundliches Klima schaffen. Mit der Abschaffung der Maluspunkte geht man nun einen Schritt in die richtige Richtung.
Abschließend kann man festhalten, dass vielleicht noch mehr zu holen gewesen wäre, hätten alle Studierenden an einem Strang gezogen. Insgesamt kann man aber mit den Verbesserungen recht zufrieden sein. Wichtig ist nun zudem, dass die Fächer in denen es bisher keine oder nur sehr wenige Versuchsrestriktionen gab nun nicht die Möglichkeit sehen, diese einzuführen, sondern die Versuchsmöglichkeiten nicht limitieren.