Monat: Juni 2013

Latinumspflicht abschaffen – Postkartenaktion gestartet

Postkarte_Latinum_s1Noch immer ist in der Lehramtszugangsverordnung festgelegt, dass einige angehende Lehrer_innen ein Latinum nachweisen müssen. Dies ist nicht nur sozial oft ein großes Problem, viele Studierende müssen ihr Latinum während des Studiums nachholen, sondern schafft auch einige andere Probleme:

So führt es zu einer Verzerrung zwischen den Schulformen, an denen die allgemeine Hochschulreife erlangt werden kann. An Abendschulen und Gesamtschulen wird seltener ein Latinum angeboten, als an Gymnasien. Das mehrgliedrige Schulsystem sorgt auch hier für eine Benachteiligung.

Schlussendlich gibt es keinen Hinweis darauf, dass ein Latinum ein besseres Studium für moderne Fremdsprachen ermöglicht, oder dazu führt, z.B. ein_e bessere_r Englischlehrer_in zu werden. Das Latinum wird im Studium in der Regel nicht genutzt. Von einer Fachwissenschaftlichen Vertiefung kann nicht die Rede sein. Zeit, die fürs Latinum aufgewendet wird, fehlt außerdem für die Fachdidaktik und die Bildungswissenschaften.

Nachdem es Proteste in Paderborn, Bochum und Münster gibt, wollen wir mit einer Postkartenkampagne ähnliches in Köln anregen.Unterschreibt sie und schickt sie direkt ab, gebt sie uns zurück, damit wir sie abschicken oder verteilt sie selber und sorgt dafür, dass möglichst viele im Schulministerium ankommen.

Inhalt der Postkarte

Sehr geehrte Frau Löhrmann,

die Lehramtsausbildung in NRW soll modernisiert werden, unter anderem um mehr Chancengleichheit zu schaffen. Dies ist sehr begrüßenswert. Eine der Bildungsbarrieren ist aber weiterhin die Latinumspflicht für Lehramtsstudierende. Diese Barriere müsste nicht sein.

Anders als Studienfächer, in denen mit lateinischen Primärquellen gearbeitet wird, benötigt man das Latinum im Lehramtsstudium nur zum Selbstzweck. In den meisten Fächern wird sich nicht auf das Latinum bezogen, Studieninhalte werden durch das Latinum nicht erkennbar besser gelernt.

Gleichzeitig stellt die Latinumspflicht eine große Chancenungleichheit dar. Studierende, die kein Latein in der Schule hatten, werden benachteiligt. Dies trifft zum Beispiel viele Studierende, die eine Gesamtschule besucht haben. Durch den hohen Lernaufwand in Latein werden andere für das Lehramt unschätzbar wichtigere Studieninhalte vernachlässigt oder die Studienzeit verlängert sich. Gerade für BAföG-Empfänger_innen stellt die Überschreitung der „Regelstudienzeit“ ein Problem dar: Die Förderdauer wird nicht verlängert.

Daher fordere ich die Abschaffung der Latinumspflicht für Lehramtsstudierende der modernen Fremdsprachen sowie die genaue Prüfung, in welchen anderen Unterrichtsfächern das Latinum tatsächlich genutzt wird und vertretbar sein könnte.

Mit freundlichen Grüßen,

PM: Eklat an der Uni Köln: Abschaffung des Bachelors Sozialwissenschaften unter Protest der Studierenden

Anfang März diesen Jahres wurde in dem höchsten Gremium der WiSo-Fakultät der Uni Köln, der Engeren Fakultät (EF), der Studiengang Bachelor of Science Sozialwissenschaften einstimmig abgeschafft.

Erst nach drei Monaten wurden jetzt die betroffenen Studierenden informiert. Scheinbares Argument für die Abschaffung ist die fehlende ökonomische Orientierung der Sozialwissenschaften. Im neuen BA-Studiengang soll VWL verpflichtend werden. Die Kombination aus Politikwissenschaft und Soziologie soll zukünftig nicht mehr in Köln studiert werden können. Damit wird einem eigenständigen gesellschaftswissenschaftlichen Studiengang die Legitimation abgesprochen, obwohl die Zahl der Bewerbungen und Einschreibungen nach wie vor hoch sind. Das ist untragbar.

„Wir, die Hochschulgruppe campus:grün köln, kritisieren die Abschaffung des Studiengangs und betrachten es als politische Entscheidung der WiSo-Fakultät. Auf Kosten der Sozialwissenschaften richtet sich die Fakultät immer mehr in Richtung der Wirtschaft aus“, erklärt die angehende Sozialwissenschaftlerin Hannah Schüz von campus:grün.

In der Engeren Fakultät sitzen drei Studierendenvertreter_innen der Hochschulgruppe „Die Unabhängigen“. Diese stimmten nicht gegen die Abschaffung des Studiengangs und haben damit die Interessen der Studierenden verraten.

Katastrophal ist außerdem die Informationspolitik der WiSo-Fakultät und der Hochschulgruppe „Die Unabhängigen“. In Sitzungen der Studierendenschaft fragten Mitglieder der Liste „Kritische Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler_innen“, aufgrund von Gerüchten über die Abschaffung nach. Erst auf Anfrage berichteten die Studierendenvertreter_innen der EF- drei Monate nach der Abstimmung- über die Abschaffung des Studiengangs. Das ist eine unhaltbare Öfentlichkeitsarbeit der Interessensverteter_innen der Studierendenschaft.

Die WiSo-Fakultät hat bis jetzt die Hochschulöffentlichkeit in keiner Weise über die Abschaffung informiert. Es entsteht der Eindruck, die Entscheidung sei bewusst über die Köpfe vieler Studierender hinweg getroffen worden.

„Der Unmut der Studierenden ist jetzt groß und Proteste und politischer Widerstand sind zu erwarten“, so die Einschätzung von Anna-Teresa Geisbauer von campus:grün.

„Campus:grün fordert den Erhalt des Bachelor-Studiengangs Sozialwissenschaften. Eine mögliche Reform des Studiengangs muss sich an den Bedürnissen der Studierenden orientieren. Eine Kombination aus Soziologie und Politikwissenschaft muss weiterhin als eigenständiger Studiengang existieren. Die WiSo-Fakultät muss alle Informationen sofort zugänglich machen und in Zukunft muss die Engere Fakultät transparenter arbeiten. Alle interessierten Studierenden sollten die Möglichkeit haben sich an einer Reform des Studiengangs zu beteiligen“, sagt Laura Lemmer von campus:grün.

Bye bye Maluspunkte – Maluspunkte werden abgeschafft

Winke, Winke Maluspunkte

Winke, Winke Maluspunkte

Manchmal ist es fast schmerzhaft den Mund zu halten. Bereits am 12. Februar haben wir auf unserer Homepage angedeutet, dass es im Rahmen der Modellakreditierung erfreuliche Neuigkeiten gibt. Da die Sitzungen aber nicht-öffentlich sind, durften wir leider bis heute noch nicht zum Thema berichten. In der vergangenen Woche während des Studienreformtages wurde es nun endlich öffentlich thematisiert:
Die Maluspunkte an der WiSo-Fakultät werden abgeschafft.

Dies ist eine Forderung, die wir bereits seit 2008 in unserem Wahlprogramm stehen haben. Man könnte also sagen, was lange währt, wird endlich gut. Leider dauert es wirklich noch lange: Voraussichtlich 2015 wird die Modellakreditierung durch sein und damit auch die Maluspunkte.

Der Weg dahin war eine lange Strecke. Seit der Einführung gab es Proteste gegen die Maluspunkte. Auch in den Bildungsstreiks wurde immer wieder eine Abschaffung der Maluspunkte gefordert. Die WiSo-Fakultät wurde in regelmäßigen Abständen verklagt und es wurden Mails und Petitionen geschrieben.

Größter Kritikpunkt: Wenn einmal einige Maluspunkte „erworben“ sind, wird jede Prüfungsleistung zur möglichen Knock-Out-Prüfungsleistung. Der psychische Druck steigt enorm. Besonders benachteiligt sind dadurch diejenigen Studierenden, die sich erst an ein universitäres Umfeld gewöhnen müssen und daher in den ersten Semestern bereits einige Maluspunkte sammeln. Vor Allem also Studierende aus Nicht-Akademiker_innenfamilien. Somit sind Maluspunkte nicht nur unnötig, sondern auch sozial ungerecht.

Trotzdem stand in den Sitzungen zunächst zur Debatte, die Maluspunkte auf die gesamte Universität auszudehnen. Dagegen gab es massiven Widerstand. Sowohl von Studierendenseite, als auch von Verwaltungsangehörigen. Leider ist es uns dabei trotz einiger Treffen zum Austausch jedoch nicht gelungen alle studentischen Vertreter_innen auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Maluspunkte einzustimmen. Vertreter_innen von JuSo-HSG und DieLinke.SDS übten sich in Fundamentalopposition und verhinderten so, dass die Student_innen an einem Strang zogen. Die WiSo-Fachschaft / Die Unabhängigen gingen dagegen sehr defensiv zu Werke.

Von den Studierenden der Humanwissenschaftlichen Fakultät wurde schließlich ein Vorschlag gemacht, der die Diskussion wieder öffnete, statt die einfach umsetzbaren Vorschläge Maluspunkte oder Dreiversuchsregelung umzusetzen, wie es einige Beteiligte, die die Sache schnell abhaken wollten, forderten. Erst diese Öffnung führte zu einer relativen Verbesserung der Prüfungsrestriktionen.

Das letztendlich Ergebnis könnt ihr im Modellbericht lesen. Hier ein Auszug:

„Ein wichtiger Baustein der Harmonisierung ist die Parallelisierung des Aufbaus der Prüfungsordnungen. Dies soll durch die Erstellung einer Musterprüfungsordnung erreicht
werden, die eine Orientierung hinsichtlich Struktur und Standardformulierungen bietet.


Ein gemeinsames Modell der Versuchsrestriktionen

Bei den Vorüberlegungen über ein gemeinsames Modell der Prüfungsstruktur wurde unter Beteiligung von Studierendenvertreter/inne/n grundsätzlich diskutiert, ob überhaupt und welche nicht bestandenen Prüfungen sanktioniert werden sollen. Mit unterschiedlichen Formen der Sanktionierung sind verschiedene Steuerungsfunktionen, Verwaltungsverfahren sowie letztendlich Studier- und Prüfungsverhalten verbunden. In vielen Studiengängen gibt es „Klippenmodule“, die als besonders schwierig eingeschätzt werden, oder es können besonders wichtige Module identifiziert werden, ohne deren erfolgreichen Abschluss ein Fachstudium nicht sinnvoll absolviert werden kann. Prüfungsordnungen sollten diese
Gegebenheiten berücksichtigen, indem einerseits verantwortungsbewusste Anforderungen aufrecht erhalten werden, auf der anderen Seite Rücksicht auf verschiedene Faktoren genommen wird, die zum Nichtbestehen einer Prüfung führen können.

Die Fakultäten einigten sich auf ein Modell der Versuchsrestriktionen, das diese Überlegungen durch flexible Variationsmöglichkeiten berücksichtigt. Grundsätzlich sind zwei Regelungen möglich:
A. Die Anzahl der möglichen Versuche wird auf 3 gesetzt; sind zum Abschluss eines Moduls mehrere Teilprüfungsleistungen erforderlich, so gilt die dreifache Versuchsregelung für jede Teilprüfungsleistung.
B. Die Anzahl der möglichen Versuche ist nicht limitiert, wird also numerisch auf ∞ gesetzt.

Jeder (Teil-)Studiengang sollte prüfen, welche Module aus fachlichen/didaktischen Gründen mit einer dreifachen Versuchsrestriktion belegt werden (Variante A: „Klippenmodule“).
Zur Reduktion des Prüfungsdrucks sollte jeder (Teil-)Studiengang prüfen, welche Module ohne eine Versuchsrestriktion studiert werden können (Variante B). Die Studierenden erhalten in ihrem Studiengang eine festgelegte Anzahl von Jokern (BA = 3, MA = 2). Diesekönnen im Verlauf des Studiums beliebig eingesetzt werden, um eine formal endgültig nicht bestandene Prüfung einmalig wiederholen zu können. Diese und vorangehende Wiederholungen einer Prüfung können an Prüfungsvoraussetzungen geknüpft werden (z.B. Wiederholung des Moduls, einer Veranstaltung etc.). Der Einsatz von Jokern ist an ein Beratungsangebot geknüpft. Bei Erreichen von mindestens 80% der Leistungspunkte eines Studiengangs (exklusive Abschlussarbeit) kann ein weiterer Joker zur Anwendung kommen („Ass im Ärmel“).“

Dies bedeutet vor Allem für die für die WiSo-Fakultät Verbesserungen, aber auch für Fächer in denen bisher eine strikte Dreiversuchsregelung galt, wie z.B. die Psychologiestudiengänge an der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Im Master an der WiSo ist die Verbesserung am deutlichsten. Dort können statt bisher 36 Maluspunkten, was die automatische Exmatrikulation nach 7 misslungenen Prüfungen bedeutete, nun 52 Prüfversuche unternommen werden. Diese Rechnung hinkt natürlich, da es meist nur wenige Module sind, die Schwierigkeiten bedeuten. Daher wünschen wir uns in diesem Fall, dass in möglichst vielen Fällen die Versuchszahl nicht legitimiert wird.

Für uns steht dabei vor Allem ein positives Menschenbild im Raum, was davon ausgeht, dass Studierende, wenn es ihnen ermöglicht wird auch einen Abschluss schaffen. Statt Restriktionen müssen die Hochschulen ein lernfreundliches Klima schaffen. Mit der Abschaffung der Maluspunkte geht man nun einen Schritt in die richtige Richtung.

Abschließend kann man festhalten, dass vielleicht noch mehr zu holen gewesen wäre, hätten alle Studierenden an einem Strang gezogen. Insgesamt kann man aber mit den Verbesserungen recht zufrieden sein. Wichtig ist nun zudem, dass die Fächer in denen es bisher keine oder nur sehr wenige Versuchsrestriktionen gab nun nicht die Möglichkeit sehen, diese einzuführen, sondern die Versuchsmöglichkeiten nicht limitieren.

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