Monat: September 2011

Bundesweite Demonstration gegen die Einheitsfeierlichkeiten

„Jedes Jahr wird nicht nur das erfreuliche Ende der DDR-Diktatur, sondern auch der Anschluss an die BRD gefeiert. Ausgehend von der Einheit des Volkes wird nun jährlich auch das „Wir sind wieder wer“ propagiert. Dass es sich bei der Nation nicht um eine Einheit der Gesellschaft handelt, zeigen Beispiele rassistischer Politik, wie die Residenzpflicht für Asylbewerber_innen, tausende von im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen sowie alltägliche rassistische Angriffe auf Migrant_innen und Andersdenkende. Wenn die Nation sich feiert, machen wir ihr klar: „Mit euch gibt es keine Einheit“.
Hiermit dokumentieren wir den Aufruf des Bündnis gegen die Einheitsfeierlichkeiten. Beteiligt euch an den Protesten.“

Friede.Freude.Eierkuchen?

Vom 1. bis 3. Oktober feiern sich die deutsche Nation und das Bundesland NRW in Bonn. Drei Tage lang soll beim „Deutschlandfest“ Friede.Freude.Eierkuchen (das original Motto lautet: „Freiheit, Einheit, Freude“) zelebriert werden. Auf der „prächtigen Festparade“ „Freue Dich Deutschland!“ wird wieder mal, aber in zunehmend grotesker Form, die jährliche Inszenierung des Burgfriedens von Staat, Nation und Volk aufgeführt. Klar, bei dieser Reihe an schönen Veranstaltungen dürfen auch wir nicht fehlen, um unsere Meinung zu Deutschland lautstark zu formulieren. Wir stellen eins klar: Ihr könnt uns mal mit eurer Standortpolitik. Wir machen für Deutschland keinen Finger krumm!

Freude? – Don’t dance to this shit!

Die Einheitsfeier, so spannend Paraden, Bootstouren und ein gemeinsamer Freudentaumel auch sind, ändert nichts an der alltäglichen Ohnmacht – der Ohnmacht gegenüber den Mühlen von Staat und Kapital. Die Identifikation mit der Gemeinschaft, also dem nationalen ‘Wir’, ist jedoch nur ein ideologischer Fluchtreflex vor dem Druck kapitalistischer Konkurrenz und Vereinzelung, aber eben zugleich auch ursächlich mitverantwortlich für eben jene Ohnmacht. Egal, ob Deutschland „schwarz-rot-geil“ oder kulturell anspruchsvoll feiert; abgerechnet wird nach dem Event, wenn die großen Gefühle verraucht sind, und Vater Staat als Vertreter des Standortes seine Forderungen und Ansprüche stellt. Ansprüche, die von der, vermeintlich unabhängigen Bevölkerung klaglos akzeptiert werden (müssen). Der eventabhängige Partynationalismus, eine Garnitur aus Spaß, Freud, und Deutschland-Fähnchen, sollte daher nicht über den Gemütszustand „der Deutschen“ im Alltag täuschen. Dort regiert nicht „Schwarz-Rot-Geil“, sondern eher ein „hoffentlich bleiben wir verschont“ gepaart mit der aggressiven Angst, dass „uns“ etwas weggenommen oder vorenthalten wird. Genau in dieser Gefühlslage greifen die ideologischen Mechanismen, denn was den Menschen die Herzen öffnet, ist ihre Sehnsucht nach einer schützenden, solidarischen Gemeinschaft, in der die Nächsten nicht immer zugleich Konkurrent*innen und Neider*innen sind. Denn für diese Menschen verspricht alleine die Identifikation mit der Macht des Staates und seinen Symbolen, die immer wiederkehrenden Erfahrungen individueller Ohnmacht zu überwinden. Jene Ohnmacht von der im Kapitalismus niemand verschont bleibt.
Für uns steht fest: Die Feier der Nation ist ein Angriff auf das schöne Leben und die befreite Gesellschaft!

Etwas Besseres als die Nation! – A lot of things to do!

Unser Urteil lautet: „Germany – Zero Points!“ Deshalb rufen wir am Wochenende des nationalen Spektakels alle Individuen und Gruppen, die sich der emanzipatorischen Bewegung für das schöne Leben verschrieben haben, dazu auf, sich unserem Protest anzuschließen. Einem Protest gegen Staat und Nation, und anlässlich dieses Events sowie auch generell in ganz besonderer Weise gegen Deutschland. Denn die Kritik einer Linken, die ihr eigenes politisches Ziel – eine radikale Umwälzung der Verhältnisse – ernst nimmt, muss immer auch gegen die nationale Gesamtscheiße gehen.

Antifaschismus bedarf einer Kritik von Staat und Nation, denn völkische und reaktionäre Freaks radikalisieren nur die Ideologie kapitalistischer Schicksalsgemeinschaft: Die Aufopferung des Ichs für die Vormachtstellung der eigenen Bande, gnadenlos gegen den Rest der Welt.

Antirassismus bedarf einer Kritik von Staat und Nation, denn die staatliche Diskriminierung von Menschen nach Herkunft und Nützlichkeit folgt der Logik geordneter Standortkonkurrenz: Nationale Vorteile sichern, Verantwortung abschieben. Und auch der Alltagsrassismus der deutschen Deppen ist vor allem ein Appell ans nationale Privileg: Der Staat soll „Deutsche zuerst!“ bedienen. „Das Wir gewinnt“, heißt es dann in Presse und Medien. Das „Ihr“ verliert, ist die bittere Konsequenz dieser Logik.

Antimiltarismus bedarf einer Kritik von Staat und Nation, denn diese sind die Grundlagen für Konflikte zwischen den Nationalstaaten um Ressourcen, geopolitischen Einfluss, etc., die mal diplomatisch, mal offen kriegerisch geführt werden.

Wissenschafts- und Bildungskritik bedürfen einer Kritik an Staat und Nation, denn politische bzw. emanzipatorische Aktivität an (Hoch-)Schulen ist nur dann zu etwas nütze, wenn sie die staatlichen Mittel und Zwecke der Bildung attackieren: Entwicklung des nationalen Humankapitals, Wissenschaft als Standortfaktor und „Selbstbestimmung“ nur als Training für Konkurrenz und Auslese.

Arbeitskämpfe bedürfen einer Kritik von Staat und Nation, denn jede Politik „im Interesse der Lohnabhängigen“ wird sonst zur nationalen Komplizenschaft gegen Erwerbslose einerseits, und gegen „ausländische“ Lohnabhängige andererseits. Lohnarbeit, die herrschende Form kapitalistischer Ausbeutung, heißt Arbeit in endloser Konkurrenz, für andere und gegen andere, zusammengehalten durch staatliches Recht, staatliche Aufsicht und unter anderem nationales Interesse.

Geben wir also der Feier der Nation, trotz unserer verschiedenen thematischen Schwerpunkte, die passende Antwort: Unseren Widerstand und ein lautes, klares und kompromissloses:

Fuck you!

„Gemeinsam auf die Straße – Für bessere Bildung!“ – Aufruf zum Bildungsstreik am 17.11.2011

IMG_0421Hunderttausende junge Menschen gingen in den letzten Jahren gegen die Missstände in unseren Schulen, an den Hochschulen und auf dem Ausbildungsmarkt auf die Straße. Sie bestreikten den Unterricht und besetzten die Hörsäle. Damit setzten sie die Abschaffung der Studiengebühren und der Kopfnoten sowie die Wiedereinführung der Drittelparität für die Schulkonferenzen durch.

Außerdem wird darüber diskutiert, die Hochschulen demokratischer zu gestalten und Bachelor/Master zu überarbeiten. Das zeigt: Wir können etwas erreichen, wenn wir uns gemeinsam für unsere Interessen einsetzen. Jetzt kommt es darauf an, etwas für grundsätzliche Reformen zu tun, denn es gibt noch genug Probleme. Auch der sogenannte „Schulfrieden“ löst diese nicht.

Immer noch werden Kinder nach der 4. Klasse aussortiert; Studien- und Ausbildungsplätze sind ein umkämpftes Luxusgut und ständiger Leistungsdruck raubt uns jeden Spaß am Lernen. Repressionen, wie Elektroverbote in der Schule und Zwangsexmatrikulationen in den Hochschulen, sind der Alltag. Indem es uns in Angst vor der Zukunft hält und gegeneinander ausspielt, soll das Bildungssystem vor allem billige und brave Arbeitskräfte heranziehen. Genau die gleichen Mechanismen wirken auf dem Arbeitsmarkt: Hartz 4 und prekäre Arbeitsverhältnisse sichern keine Arbeitsplätze, sie dienen dem Interesse der Unternehmen. Weiterlesen

Solidarität mit den chilenischen Streikenden

Am 24.9.2011 von 12 bis 16 Uhr möchte die Regionalgruppe Köln der Gesellschaft für bedrohte Völker zusammen mit Musiker, Künstlern, etc. einen Informationsstand auf dem Neumarkt veranstalten. Die Solidarität mit den Studentenprotesten in Chile soll bekundet werden. Es sollen Unterschriften gesammelt werden, die zusammen mit einem öffentlichen Brief ein paar Tage später an die chilenische Honorarkonsulin Frau Mollenhauer de Hanstein in Köln übergeben werden soll. In dem öffentlichen Brief fordern die Regionalgruppe die transparente Aufklärung der Tode der beiden chilenischen Jugendlichen, die im Rahmen der Proteste getötet wurden.

Außerdem wird die lückenlose Aufklärung und die Verurteilung der chilenischen Polizisten gefordert, die in den letzten Jahren bereits 3 Jugendliche des indigenen Volkes Mapuche bei Landbesetzungen ermordet haben.
Es wird Livemusik geben und der Stand wird auch über die gesamte aktuelle Situation in Chile berichten. Welche Gefahren der extreme neoliberale Kurs der rechten chilenischen Regierung für Flora und Fauna bedeutet und an welchen Stellen im Land Großprojekte die Natur zerstören, den Indigenen die Lebensgrundlage entziehen und Zwangsumsiedlungen stattfinden sollen.

Beispiele hierfür sind:
Pascua Lama, Monsanto, Minderjährige Mapuche-Gefangene im Gefängnis von Chol Chol, Hidroaysen- Patagonien ohne Staudämme, Student_innenproteste, Pipeline in Mehuin, Politische Mapuche-Gefangene, Anti-Terrorgesetz aus der Militärdiktatur, Flughafenbau in Temuco

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