Der Umweltschutz hat in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit erfahren. Insbesondere der Klimawandel, aber auch das Artensterben und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen haben bei vielen Menschen zu einer kritischeren Betrachtung ihres Umgangs mit Umwelt und Natur geführt. Allerdings ist es immer noch ein weiter Weg bis der Stellenwert der Ökologie ein Niveau erreicht, das zu einem rücksichtsvollem Umweltverhalten führt. Staatliche Lösungen sind – abhängig von der jeweiligen Regierung – meist nur vorübergehend oder scheitern sogar auf ganzer Linie, wie die misslungenen Verhandlungen zu einem neuen Klimaabkommen in Kopenhagen im Dezember 2009 gezeigt haben.

Um einen nachhaltigen Umweltschutz zu etablieren, der unabhängig von aktuellen Regierungen oder internationalen Abkommen ist, braucht es ein grundsätzliches Umdenken. Gerade Universitäten sind wegen der Vorbildfunktion für gesellschaftliche Entwicklungen von zentraler Bedeutung. Daneben ist die Studienzeit ein prägender Lebensabschnitt für Menschen, die nach ihrer universitären Zeit häufig verantwortungsvolle Positionen bekleiden. Zudem verbringen sehr viele Student_innen und Uni-Mitarbeiter_innen einen Großteil ihrer Zeit an der Uni, so dass wenig umweltbewusste Entscheidungen der Verantwortlichen gleich das Konsumverhalten von über 40.000 anderen Menschen mitbestimmen.

Hochschulen sollten nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck begrenzen, sondern müssen für den Umgang mit der Natur Bewusstsein schaffen. Wir schauen uns deshalb die Uni Köln etwas genauer an und unterziehen sie in drei zentralen Bereichen einem kleinem Öko-Test. Dabei betrachten und bewerten wir die Papier- und Energienutzung sowie die Konsummöglichkeiten an unserer Uni.

Papier

Sowohl in der Lehre und Forschung als auch in der Verwaltung werden täglich Unmengen von Papier verbraucht. In Deutschland beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch 250 kg Papier pro Jahr. Uni-Mitglieder dürften allerdings einen wesentlich höheren Verbrauch haben. Allein in einem Päckchen herkömmlichem Druckerpapier stecken 7,5 kg Holz. Um die daraus folgende Vernichtung von Baumbeständen zu vermeiden, empfiehlt sich die Verwendung von Recyclingpapier. Zudem benötigt die Herstellung zwei Drittel weniger Wasser und nur die Hälfte der Energie. Fast alle Kopierer und Drucker an der Uni sind mit umweltschädlich gebleichtem und unrecyceltem Papier ausgestattet. Zwar benutzen einige Institute Umweltpapier und an der humanwissenschaftlichen Fakultät gibt es wenige Kopierer, die ökologisches Papier verwenden. Es handelt sich hierbei jedoch nur um vereinzelte Bemühungen – ein uniweites Konzept gibt es nicht. Insgesamt ist die Situation folglich mangelhaft mit wenigen Ausnahmen. Note: 5+

Strom

Mit 9,9 Tonnen pro Person belegt Deutschland weltweit einen der oberen Plätze bei den umweltschädlichen CO2-Emissionen. Die häufig betonte Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz ist daher äußerst fragwürdig. Um die Ausstöße zu senken, stellt die Umstellung von konventionelle auf regenerative Energieversorgung eine der wichtigsten Maßnahmen dar. Die Bundesregierung bremst diesen Prozess jedoch mit verlängerten Laufzeiten für Atomkraftwerke, dem Bau neuer Kohlekraftwerke und der Reduzierung der Förderung für erneuerbare Energien. Auch unsere Uni hat die Dringlichkeit der Umstellung nicht erkannt, bezieht sie ihren Strom doch aus
konventionellen Energieträgern.

Würde der enorme Strombedarf der Computer, Beamer und sonstigen Energiefresser durch ökologisch hergestellten Strom gedeckt werden, könnten täglich große Mengen an CO2 eingespart werden. Ein Wechsel ist machbar, wie uns das Beispiel Hessen zeigt. Dort haben bereits fast alle Unis auf Ökostrom umgestellt. Darüber hinaus hat sich die Uni Köln die Lobby für konventionelle Energie direkt ins Haus geholt. Das energiewirtschaftliche Institut (EWI) wird seit fast zwei Jahren mit mehreren Millionen Euro von E.ON und RWE gefördert. Das EWI soll so zu einem europäischen Think Tank werden. Dass die beiden Energiekonzerne dabei keine Interesse an positiven Forschungsergebnisse an dem für sie unprofitablem und dezentral produziertem Ökostrom haben, liegt auf der Hand.

Nicht das Bemühen der Uni selbst führt in diesem Teil des Tests dazu, dass wir keine ungenügende Note vergeben. Das Studentenwerk betreibt auf einem Wohnheim bei der humanwissenschaftlichen Fakultät eine Photovoltaikanlage. Für Studierende gut sichtbar wurde dort zudem ein Zähler errichtet, der die produzierte Menge an Strom anzeigt. Dieses Engagement belohnen wir und belassen es deshalb bei einem mangelhaft. Note: 5

Konsum

Ein Tag in der Uni beginnt mit einem Kaffee und einem Brötchen, später geht’s in die Mensa und nachher noch einen Kaffee und Schokolade, oder doch einen Pudding? In unserem Uni-Alltag konsumieren wir viele Produkte, die uns die Uni in ihren Cafeterien und Mensen anbietet. Beginnen wir mit dem Cafeterien-Angebot, finden wir hier auf den ersten Blick einige Produkte, die wir guten Gewissens kaufen möchten. Der Kaffee ist fair gehandelt und auch fair gehandelte Schokoriegel, die außerdem zumindest den Ansprüchen des EU-Biosiegels genügen, sind im Angebot. Hierfür gibt es also schon mal einen Pluspunkt. Doch was liegt neben den Fairetta Schokoriegeln? Produkte von Nestlé, Coca Cola und Müller – Konzernen, die sich nicht gerade rühmlich verhalten im Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen.

Nicht nur die Auswahl der Produkte sollte nach ökologischen Kriterien erfolgen. Ein weiteres Problem sind Einweggeschirr, -besteck und vor allem Pappbecher. Pappbecher werden leider nicht aus Recyclingpapier hergestellt, da sie eine Extrabeschichtung haben, um nicht aufzuweichen. Sie gehören deshalb auch nicht ins Altpapier. Der Müllberg aus leeren Pappbechern inklusive Plastikbechern und Salatschälchen, der sich übers Semester so ansammelt, ließe sich einfach reduzieren, wenn wir statt den Einwegprodukten einfach mal eine Tasse oder einen Teller mit in die Vorlesung nehmen würden. Zwar nimmt die Uni 10 Cent für das Einweggeschirr, doch die tun niemand weh und so lange das Pfandrücknahmesystem in den Cafeterien einem die halbe Mittagspause klaut, greifen doch die meisten lieber zum Pappbecher.

Auch beim Angebot der Hauptmensa können wir halbwegs zufrieden sein. Drei vegetarische Gerichte werden in der Hauptmensa angeboten, von denen eines ein zertifiziertes Biogericht ist. Leider jedoch gibt es immer noch kein Gericht für Veganer_innen. Auch abwechslungsreiche vegane Gerichte lassen sich einfach kochen und wären sicher auch für viele andere Student_innen attraktiv.

Veganismus ist insoweit ökologischer, als dass bei der Massentierhaltung ein Großteil der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan produziert werden. Nicht nur für das Fleisch, sondern auch zur Erzeugung von Milch und Eiern und anderen tierischen Produkten werden Tiere in Massen gehalten. Der Treibhauseffekt durch Rinderhaltung entspricht in etwa dem des gesamten Autoverkehrs. Gülle und Harn belasten unsere Gewässer, Nitrat aus dem Harnstoff wird zu Salpetersäure im sauren Regen. In einem Kilo Fleisch stecken 20 – 25000 Liter Wasser. In den USA macht die Massentierhaltung über die Hälfte des Wasserverbrauchs aus. Viele Gründe sprechen also für eine vegetarische oder noch besser vegane Ernährung. In den kleinen Mensen ist jeweils nur ein vegetarisches Gericht erhältlich, Veganer_innen gehen leer aus. Prinzipiell sehen wir einige Bemühungen, vollkommen ausreichend sind dieses jedoch noch nicht. Note: 4-

Fazit

Unser Fazit für den kleinen Uni Köln Öko-Test fällt düster aus. In keinem der drei Bereiche schafft die Uni es ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen, geschweige denn großen Wert auf die Begrenzung ihres ökologischen Fußabdruckes zu legen. Natürlich stellt dieser Artikel keinen wirklichen Test dar, er zeigt aber trotzdem auf einfache Weise, dass die Uni viel für ihr ökologisches Profil tun kann und muss. Neben einfachen konkreten Umweltschutzmaßnahmen wie die Umstellung auf Recyclingpapier, muss die Förderung des ökologischen Bewusstseins der Studierenden an Bedeutung gewinnen.

Dafür sollte das Thema Ökologie mehr Gewicht in der Lehre, besonders in den Wirtschaftswissenschaften, erhalten. Ökologie und Ökonomie dürfen nicht weiter als Gegensatz gelten und sollten so in Veranstaltungen auch nicht vermittelt werden. Soll die bevorstehende Klimakatastrophe abgewendet werden, darf Umweltschutz nicht als Restriktion für wirtschaftliches Handeln dargestellt, sondern muss viel mehr als Grundlage gesehen werden. Die Endnote unseres Test ist folglich mangelhaft. Mit dem kleinen Plus belohnen wir jedoch auch einige gute Ansätze und hoffen, dass diese in Zukunft ausgebaut werden. Endnote: 5+

Oliver Tietjen

Maruschka Schmitz